Papageientaucher & Co. – Die Vogelwelt Islands
Islands intakte Natur mit seinen relativ sauberen Gewässern ist berühmt für seinen grossen Vogelreichtum. Diesen Ruf hat Island nicht zuletzt seinen grossen Papageientaucherkolonien zu verdanken: In Island brüten nämlich 3-4 Millionen der in Europa insgesamt 5.7 bis 7.3 Millionen Papageientaucher Brutpaare.
Aber auch zahlreiche andere Vogelarten wie etwa die Trottellumme, die Dickschnabellumme, etliche Möwenarten und Entenarten, Goldregenpfeifer, Gelbfuss-Regenpfeifer, das Odinshühnchen und viele weitere Arten brüten in Island.
Ich bin kein Vogelspezialist, aber in den letzten drei Wochen (03.07.2016 – 23.07.2016), die wir ausschliesslich in der Natur Islands verbrachten, hatte ich reichlich Gelegenheit die Vogelwelt zu beobachten. Erstmals war ich auch mit einer grösseren Telebrennweite (Canon 100-400mm II) in Island unterwegs was mir erlaubt hat, die Vögel fotografisch zu dokumentieren.
Der Papageientaucher
Der Papageientaucher – auch Papageitaucher – ist bei den Islandreisenden wohl der beliebteste Brutvogel. Mit 3-4 Millionen Brutpaaren ist Island der ideale Ort um Papageitaucher zu beobachten. Ihr pinguinhaftes Aussehen und das tollpatschig wirkende Verhalten der Vögel, macht sie zu den Shooting Stars der Vogelbeobachter schlechthin.
In Island gibt es zahlreiche Plätze an denen Papageientaucher gesichtet werden können. Ich habe sie vor allem in den Ostfjorden, im Hafen von Borgafjördur Eystri, und im Süden, in Vík í Mýrdal, fotografiert. In Borgafjördur nisten auf einem kleinen, leicht zugänglichen Felsen ca. 10‘000 Papageientaucher Brutpaare. Die Vögel lassen sich von den Besuchern nicht stören. Man kann sie hier bequem aus nächster Nähe beobachten. Dabei ist besonders der Landeanflug der Tiere sehr amüsant: Papageitaucher sind wohl gute Schwimmer, die bis zu eine Tiefe von 70 Metern hinabtauchen können, ihre Flugkünste sind jedoch eher begrenzt. So kommt es nach dem Landeanflug des Öftern zu Bruchlandungen bei denen die Tiere ins Straucheln geraten.
Wann können Papageientaucher beobachtet werden?
Papageientaucher können nur während der Brutzeit zwischen Ende April und Mitte August auf dem Festland gesichtet werden. Die restliche Zeit ihres Lebens verbringen sie meist weit draussen im Meer. Tagsüber sind die Vögel am besten am Morgen oder am späten Abend während der Brutübergabe zu beobachten, bei der sich die meisten Vögel an Land befinden.
Brut und Aufzucht der Papageientaucher :
Die Eiablage erfolgt nach der Paarung auf dem Meer in 75cm – 150cm tief ins Erdinnere reichende Bruthöhlen, die mit dem Schnabel in humose Böden gegraben werden. Das Gelege besteht aus einem einzigen Ei das von beiden Elternteilen während 35-38 Tagen ausgebrütet wird.
Auch das Hudern und Füttern der Jungtiere wird von beiden Elternteilen übernommen. Dabei befindet sich ein Elternteil immer in Nestnähe während sich der andere Partner auf Nahrungssuche begibt. Je nach Nahrungssituation vergehen 37-54 Tage bis die Jungtiere flügge werden.
Das Odinshühnchen
Eine interessante kleine Vogelart die wir in Landmannalaugar und am Fuss des Berges Herðubreið in der Oase Herðubreiðarlindir angetroffen haben, ist das Odinshühnchen. Die kleinen, lebendigen Vögelchen gehören zu der Gattung der Wassertreter und haben ein auffälliges, für Vögel ungewöhnliches Rollenverhalten. Die Weibchen halten Reviere in denen sie eine ca. 15m lange Uferzone aktiv gegen Artgenossinnen verteidigen. Auch bei der Balz übernimmt das Weibchen die aktive Rolle und versucht das Männchen mit ausgedehnten Balzflügen zu verführen. Die Männchen führen ausserdem die Jungvögel.
Nach Schätzungen liegt der europäische Brutbestand der Odinshühnchen bei 85‘000-220‘000 Brutpaaren. In Island gibt es ca. 10‘000 Brutpaare. Die Art gilt als klimasensibel und man geht davon aus, dass die Klimaveränderung zu einer Verschiebung ihres Lebensraums Richtung Nordosten führen und sich ihr Verbreitungsgebiet um fast zwei Drittel verkleinern wird.
Die Pfuhlschnepfe
Wie das Odinshühnchen gehört auch die Pfuhlschnepfe zu den Schnepfenvögeln. Leider ist auch sie aufgrund des Klimawandels in ihrem Bestand gefährdet. Sie wurde deshalb 2015 in die internationale Rote Liste aufgenommen. Pfuhlschnepfen sind sehr ausdauernde Flieger: Exemplare aus Alaska fliegen in ihrem Zug nach Neuseeland Strecken von bis zu 11.500 Kilometern ohne Rast!
Die Pfuhlschnepfe gleicht von ihrem Aussehen her etwas der Bekassine, deren wummernder Balzflug wir in Island oft vernommen haben und mit der ich sie anfangs verwechselt habe (Hörbeispiel). An dieser Stelle herzlichen Dank an Herr Wolfgang Willner der mich auf meinen Irrtum hingewiesen hat.
Der Rotschenkel
Ein weiterer Schnepfenvogel der in Island mit ca. 40.000 – 140.000 Brutpaaren noch weit verbreitet ist, ist der Rotschenkel. Somit ist Island eine der wichtigsten Brutstätten des Rotschenkels in Europa. Auch in der Schweiz waren seine Balzrufe früher noch zu vernehmen. Heute sind seine Bruthabitate jedoch zerstört und man sieht ihn nur noch als Zugvogel.
Der Sandregenpfeifer
Eine weitere gefährdete Art die in Island dank der intakten Natur noch in grösseren Populationen anzutreffen ist, ist der Sandregenpfeifer. Auch der Sandregenpfeifer gilt als von der Klimaerwärmung besonders bedrohte Art.
Der Goldregenpfeifer
In Island ist der ansonsten seltene Goldregenpfeifer noch oft anzutreffen. Hier gilt seine Ankunft als „Wiederkehr des Frühlings“. Der Goldregenpfeifer bevorzugt ebene Grasflächen, Tundren und Moorgebiete. In Island trifft man ihn oftmals auch auf bemoosten Flächen an. Dringt man zu nahe in sein Brutareal ein, versucht der Goldregenpfeifer mittels Rufen auf sich aufmerksam zu machen und den Eindringling so von seinem Revier wegzulocken.
Der Steinschmätzer
Auch der kleine Steinschmätzer, der in den Gebirgsregionen Europas brütet, fühlt sich in den felsigen Regionen Islands Zuhause. Als Zugvogel kann der Winzling in einer Nacht bis zu 450 km zurücklegen.
Die Küstenseeschwalbe
Im Sommer gehören viele Küstenabschnitte Islands den Küstenseeschwalben. Wer den Brutgebieten zu nahe kommt, wird sofort mit Sturzflügen attackiert und muss durchaus damit rechnen, durch Schnabelhiebe verletzt zu werden.
Die kleinen, eleganten Flugkünstler sind äusserst ausdauernde Flieger. Sie legen weltweit von allen Zugvögeln die grössten Distanzen zurück. Auf ihrem Zug von den arktischen Brutplätzen zu den antarktischen Überwinterungsplätzen legen sie eine Distanz von rund 30‘000km zurück, also fast einmal um die Erde. Messungen haben ergeben, dass einzelne Tiere zwischen 80‘000 und 90‘000km pro Jahr zurücklegen. Eines der mit Sensoren ausgestatteten Tiere legte in 10 Monaten gar 96‘000km zurück. Ihre Zugstrecken richten sich nach den vorherrschenden Windverhältnissen. Bei günstigen Verhältnissen können sie so bis zu maximal 520km pro Tag zurücklegen.
Die visuell jagenden Küstenseeschwalben verschaffen sich durch das Ausnutzen der polaren Sommer von Arktis und Antarktis den Vorteil, dass sie bei der Jagd in ihrem Lebensraum während acht Monaten theoretisch 24 Stunden von Tageslichtbedingungen profitieren können.
Die Trottellumme
Die auf dem Festland durch ihren aufrechten Gang und die Dunkelbraun-Weissfärbung an Pinguine erinnernde Trottellumme ist eine der zwei Vogelarten der Gattung der Lummen. Auf Island brüten zwischen 0.7 und 1.4 Millionen Brutpaare. Ihren Namen haben sie, da sie nicht auf ihren Zehen sondern auf ihren Fusswurzeln laufen, ihrem unbeholfenen Gang zu verdanken.
Die Kragenente
In der englischen Sprache wird die Kragenente aufgrund ihres auffälligen Gefieders Harlekin genannt. In Europa brütet sie ausschliesslich auf Island und hier besonders am Myvatnsee. Wir haben die Kragenente bei Arnarstapi auf der Halbinsel Snæfellsnes entdeckt.
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Tolle Doku! Wir reisen im Sommer zum 3. Mal nach Island. Ich habe viele Vogelarten gesehen und fotografiert. Noch nie sah ich Trottellummen. Wo kann man sie finden?
Wir bereisen diesmal vor allem den Osten der Insel. Für einen Tipp wäre ich dankbar.
Mit freundlichen Grüssen C. Köppel
Da muss ich euch leider enttäuschen. Wir haben die Trottellummen nur im äussersten Westen Islands gesehen: und zwar bei den Felsnadeln Lóndrangar auf Snæfellsnes. Das liegt wohl nicht gerade auf eurem Weg… Den Osten kenne ich leideer nicht besonders gut, aber ich denke Ihr werdet sie auch dort finden können.