Canon EOS R5 Test für Fotografen
Die Canon EOS R5 hat schon vor ihrem Erscheinen viel Staub aufgewirbelt und ihre Spezifikationen haben bei den Fotografen hohe Erwartungen geweckt. Schliesslich habe auch ich mich vor 9 Monaten dazu durchgerungen, den Umstieg von der guten alten EOS 5DS R auf das neue spiegellose System zu wagen. Da ich in der Naturfotografie und in der Landschaftsfotografie zuhause bin, haben mich vor allem der vielseitige und präzise Autofokus, der neue und trotz seiner 45 MP rauscharme Sensor, sowie die Einsicht, dass die Ära der DSLR-Kameras bei Canon wohl endgültig vorbei ist, zum Kauf der Canon EOS R5 bewogen.
In diesem Bericht geht es ausschliesslich um meine Erfahrungen mit der EOS R5 als Fotograf. Zwar bringt diese Kamera auch ausgezeichnete Fähigkeiten für Videografen mit, aber das ist nicht mein Spezialgebiet.
Ob die EOS R5 meine Erwartungen erfüllen konnte, auf welche ihrer Vorzüge ich nicht mehr verzichten möchte- und was ich an ihr vermisse – das erfährst Du in diesem Erfahrungsbericht.
- Vor- und Nachteile der EOS R5 kurz und bündig:
- Allgemeines zur Canon EOS R5:
- Ergonomie und Bedienkonzept
- Alte Objektive am EF EOS R Adapter:
- Autofokus der Canon EOS R5
- Der kamerainterne Bildstabilisator der EOS R5
- Der elektronische Sucher:
- Sensor und Bildqualität der EOS R5
- Geschwindigkeit der Canon EOS R5
- Video Aufnahmen:
- Nachteile der Canon EOS R5
- Zusammenfassung:
Vor- und Nachteile der EOS R5 kurz und bündig:
Vorteile: | Nachteile: |
---|---|
Herausragender Autofokus | Geringe Akkulaufzeit |
Kamerainterner Bildstabilisator (IBIS) | Verfügbarkeit nativer RF Objektive |
Hohe Serienbildgeschwindigkeit | Bisher keine Objektive seriöser Dritthersteller auf dem Markt |
45MP Auflösung | Hoher Preis |
Grosser Dynamikumfang | |
Rauscharmer Sensor | |
Qualitativ hochwertiger elektronischer Suche | |
EF Objektive uneingeschränkt nutzbar |
Allgemeines zur Canon EOS R5:
Seit dem 12 Juni 2020 ist die Canon EOS R5 nun auf dem Markt. Es ist die spiegellose Kamera auf die viele ambitionierte und professionelle Canon Fotografen so lange gewartet haben. Eines ist klar: Canon musste diesmal aus dem Vollen schöpfen. Zu viel stand auf dem Spiel: Canon hatte den Einstieg in den Markt der spiegellosen Kameras lange verschlafen und war gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen geraten.
Also wurden diesmal alle Register gezogen: Ein neu entwickelter Sensor und Canons erster kamerainterner Bildstabilisator wurden verbaut. Dazu kommt ein neuer, hochwertiger elektronischer Sucher zum Einsatz. Der erste Dual Gain-Prozessor von Canon und ein neu entwickeltes Phasen-Autofokus-System (Dual Pixel AF II), sind weitere Neuheiten.
Ausserdem kann die EOS R5 Videos, etwa in 8K-Auflösung mit 12-Bit-RAW, oder in 4K/120p RAW aufnehmen. Der Autofokus kann Gesichter und Augen von Menschen und Tieren, zudem aber Fahrzeuge erkennen und verfolgen. Funktionen wie Fokus-Bracketing, HDR, Intervalltimer, Unterstützung des neuen HEIF Formats sowie C-RAW usw., runden das Kraftpaket ab. Die technischen Spezifikationen der Kamera findest Du hier: Technische Spezifikationen Canon Website
Ergonomie und Bedienkonzept
Kurz: Die Canon EOS R5 kann viel. Sehr viel. Aber ist dies überhaupt noch praktikabel? Sind die vielen Funktionen noch übersichtlich und schnell abrufbar? Oder ist die horrende Funktionsvielfalt eine reine Prestigesache die den Anwender in der Praxis überfordert?
Diese Fragen kann letztlich wohl nur jeder für sich selbst beantworten. Ich bin mit Canon Kameras seit Jahren vertraut und technisch, was das Fotografieren betrifft, versiert und interessiert. Da sich Canon im Markt mit der EOS R5 aber an professionelle Fotografen und ambitionierte Amateure wendet , kann ich mit gutem Gewissen entwarnen:
Denn das Bedienkonzept der Canon EOS R5 knüpft nahtlos an jenes der 5D-DSLR-Reihe an. Als langjähriger Benutzer dieser Kamerabaureihe habe ich mich im Menü der EOS R5 sofort zurechtgefunden. Einige Tastenfunktionen mussten, wie schon bei meinen DSLR Vorgängern, anders belegt werden, so dass sie für meinen Workflow optimiert sind.
Die Kamera liegt, wie bereits von den Spiegelreflexkameras her gewohnt, ergonomisch in der Hand. Nach kurzer Eingewöhnungszeit findet man die Funktionen blind und intuitiv wie bei den DSLR Vorgängern. Sehr positiv ist, dass die Individualeinstellungen, die über die Menütaste erreichbar sind, mit Informationen und Erklärungen kommentiert sind. Diese lassen sich jeweils durch die Infotaste aufrufen. Das erleichtert den Einstieg.
Programmautomatiken wie AV, TV, M, CF-Funktionen usw., können neuerdings nicht mehr über ein Drehrad auf der linken Kameraoberseite erreicht werden. Sie lassen sich jetzt über die Mode Taste abrufen und im Sucherdisplay oder auf dem Monitor einstellen. Einstellungen zu Fotografie und Videografie werden dabei gänzlich getrennt. Das ist gut so. Über die Q-Taste lassen sich die jeweiligen Feineinstellungen vornehmen.
Zusammengefasst: Die Canon EOS R5 ist eine ergonomische spiegellose Kamera mit ausgereiftem, rundum gelungenem und intuitiven Bedienkonzept. Alles ist gut durchdacht und der riesige Funktionsumfang ist gut verständlich und in der Praxis nützlich.
Alte Objektive am EF EOS R Adapter:
Ein entscheidender Grund, weshalb ich mich zum Umstieg auf die Canon EOS R5 durchringen konnte, war der EF EOS R Adapter. Damit können die alten Objektive mit EF Anschluss an der neuen Kamera weiter genutzt werden. Dabei stellt Canon gleich drei verschiedene Adapter zur Wahl: Eine Version ohne Steuerungsring, eine mit Steuerungsring – und eine mit Drop-in Filter.
Ich habe mich für den Adapter mit Steuerungsring entschieden. Der Steuerungsring ist ein Drehrad, das sich mit Individualfunktionen belegen lässt. Da dieser Ring auch in den RF Objektiven verbaut ist, gewährleistet er die Arbeit mit Objektiven beider Bajonetttypen, ohne die Gewohnheiten ändern zu müssen. An dieser Stelle darf ich getrost sagen, dass Canon hier alles richtig gemacht hat! Alle adaptierten Objektive sitzen bombenfest an der Kamera und lassen sich uneingeschränkt weiternutzen.
Wie gut performen die alten EF-Objektive an der Canon EOS R5?
Bei spiegellose Systemkameras verkürzt sich das Auflagemass zwischen Bajonett und Sensor gegenüber demjenigen der alten DSLR Kameras. Deshalb können die alten EF-Objektive nur über einen Adapter an der EOS R5 weiterverwendet werden. Dieser Adapter ist nichts anderes als eine Verlängerung, die den gleichen Abstand zum Sensor, sowie die Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera gewährleistet.
Ich besitze sehr hochwertige EF-Objektive und diese funktionieren am Adapter ohne Einschränkungen. Auch bezüglich der Bildqualität gibt es keinerlei Abstriche gegenüber einer Spiegelreflexkamera. Funktional läuft alles bestens und viele Objektive werden durch die neue Technologie der Canon EOS R5 sogar aufgewertet. Mein Canon EF 85mm 1.2 II etwa, profitiert vom verbesserten Autofokus der EOS R5 enorm. Der zuvor so störrische Lichtriese überzeugt jetzt auch bei Offenblende mit einer erstaunlichen Trefferquote. Andererseits ist der kamerainterne IBIS bei diesem Objektiv, das keinen eigenen Bildstabilisator besitzt, ein entscheidender Vorteil. Dass der hervorragende Gesichts- und Augenautofokus der R5 bei dieser Portrait-Brennweite vorteilhaft ist, versteht sich von selbst.
Wenn Du wissen möchtest, welche EF-Objektive ich am RF-Adapter verwende, dann schaust Du Dir am besten das Kapitel „Objektive für die Canon EOS 5DS R“ in meiner Review über die EOS 5DS R an. Alles was an der 50MP Kamera überzeugt hat, tut das auch an der EOS R5.
Autofokus der Canon EOS R5
Die Canon EOS R5 besitzt mit dem Dual Pixel AF II ein neu entwickeltes Phasen-Autofokus-System mit 5940 manuell ansteuerbaren Autofokusfeldern. Die Fokuspunkte können wahlweise mit dem Joystick oder über das Rückwärtige Tuchscreen Display angewählt werden.
Der Autofokus kann je nach Einstellung Menschen, Tiere oder Fahrzeuge erkennen. Bei der Einstellung Augenerkennung, werden sowohl Augen von Menschen, als auch die Augen einiger Tierarten erkannt und verfolgt. So werden etwa Vögel, Hunde oder Katzen vom Algorithmus unterstützt. Wenn das Motiv das Gesicht abwendet, verfolgt der Fokus den Kopf.
Bei Al Servo Betrieb stehen vier Programme zur Nachverfolgung von Bewegt-Motiven zur Verfügung, welche je nach Verhalten des Motivs, eingestellt werden können. Auch „Case A“, das je nach Bewegungsmuster automatisch eines der vier Programme auswählt, reagiert in der Regel sehr brauchbar.
Für mich als Naturfotograf ist der Autofokus der EOS R5 besonders beim Fotografieren von Wildtieren ein grosses Plus. Mit ihm lässt sich eine wesentlich grössere Anzahl scharfer Tieraufnahmen realisieren, als mit der EOS 5DS R.
Der Autofokus der Canon EOS R5 ist äusserst präzise und reaktionsschnell: Er benötigt zur Scharfstellung lediglich 0.05 Sekunden. Auch seine Lichtempfindlichkeit, bis -6 EV, ist ein grosser Vorteil dieser Kamera. Damit lässt sich im Dämmerlicht präzise scharfstellen.
Fokussieren mit manuellen Objektiven:
Eines meiner Lieblingsobjektive ist nach wie vor das Zeiss Makro Planar T* 50mm f/2 ZE. Es ist eines meiner schärfsten Objektive und ich liebe es aufgrund seines Farbrenderings und seines speziellen 3d Looks bei Offenblende. Dieses Objektiv verfügt jedoch über keinen Autofokus und lässt sich nur manuell scharfstellen.
An den Spiegelreflex-Kameras war ein punktgenauer Fokus mit dem Makro Planar immer ein wenig eine Lotterie. Mit der Canon EOS R5 ist präzises Fokussieren nun zum Kinderspiel geworden.
Die Canon EOS R5 verfügt nämlich über drei Methoden zur Unterstützung der manuellen Scharfstellung:
- Fokusvergrösserung: über die Lupe kann der Fokus im Sucher bis zu 15x vergrössert werden. Das erlaubt eine absolut zuverlässige Schärfebeurteilung, selbst bei f2 im Makrobereich.
- Fokus-Peaking: Bei dieser Methode werden scharf fokussierte Kanten farbig dargestellt. Das bietet eine schnelle Kontrolle darüber, welche Bildbereiche im Schärfebereich liegen.
- Dual Pixel Fokus-Assistent: Dabei wird die Dual Pixel CMOS AF II Technologie der Kamera verwendet, um den Abstand zum Motiv präzise zu bestimmen. Diese Daten werden dann mit der manuell eingestellten Fokussierung verglichen. Mittels zwei Pfeilen wird dargestellt, ob sich der Fokus vor oder hinter dem von der Kamera ermittelten Messwert befindet. Sind die Pfeile grün und übereinander ausgerichtet, ist der Bereich im vorgewählten Autofokusfeld scharf.
Ich verwende zum Fokussieren manueller Objektive entweder Methode 1 oder Methode 3. Bei Offenblende im Makrobereich, ist die Sucherlupe meist das Werkzeug meiner Wahl. In fast allen anderen Situationen verwende ich den Dual Pixel Fokus-Assistent. Dieser arbeitet auf Wunsch sogar mit der Augenerkennung zusammen. Die Kamera setzt das Fokusfeld automatisch auf ein Auge. Um scharf zu stellen, muss nur noch am Fokusring gedreht werden, bis die beiden Pfeile grün sind.
Manuelle Objektive sind mit der EOS R5 somit hervorragend einsetzbar. Auch mein zweites manuelles Objektiv, das Canon TS-E 24mm f/3.5L II, profitiert sehr von den Fähigkeiten der neuen Kamera. Hier ist vor allem das erleichterte Ausrichten der Schärfenebene über die Sucherlupe beim Tilten, hervorzuheben.
Der kamerainterne Bildstabilisator der EOS R5
Erstmals in der Firmengeschichte verbaut Canon bei der EOS R5 und der EOS R6 einen kamerainternen 5 Achsen Bildstabilisator = IBIS (In Body Image Stabilization). Dieser soll laut Canon bis zu 5-6 Blenden, mit Objektiven ohne IS, und mit einigen IS stabilisierten Objektiven zusammen, sogar bis zu 8 Blenden Verwackelungsschutz bieten.
Ob diese Werte wirklich erreicht werden können, will ich hier nicht diskutieren. Tatsächlich aber ist der IBIS in der Praxis sehr effektiv. Speziell bei meinen Objektiven ohne Bildstabilisator, wie etwa dem Canon EF 85mm f/1.2L II USM, dem Canon EF 16-35mm f/2.8L III USM, oder dem Zeiss Makro Planar T* 50mm f/2 ZE, ist der kamerainterne Bildstabilisator sehr nützlich. Mit dem treffsicheren Autofokus kombiniert, ist das eine Stellschraube mehr, die bei Freihandaufnahmen zu einem signifikant geringeren Bildausschuss führt.
Des weiteren ermöglicht der effiziente Bildstabilisator nun auch freihändige Aufnahmen von Fliessgewässern mit Bewegungsunschärfe. Das ersetzt zwar bei weitem kein Stativ. Aber wenn es mal schnell gehen soll, oder wenn man aufgrund der Mobilität keines dabei hat; why not?
Der elektronische Sucher:
Hier wird es für mich spannend: denn ein Grund, weshalb ich mich so lange gegen die Anschaffung einer spiegellosen Kamera gesträubt habe, ist die Tatsache, dass das Bild bei diesen nicht mehr durch ein Prisma, sondern durch einen elektronischen Sucher betrachtet wird. Der grosse Nachteil elektronischer Sucher liegt einerseits darin, dass der Strombedarf dadurch in die Höhe schnellt, andererseits reagieren viele elektronische Sucher verzögert.
Der Strombedarf lässt sich definitiv nicht wegdiskutieren. Spiegellose Kameras haben noch immer eine viel geringere Akkulaufzeit als DSLR Kameras. Das ist auch bei der EOS R5 nicht anders.
Die Qualität des Suchers der EOS R5 ist aber hervorragend. Selbst bei schnellen Bewegungen ist kein Mitziehen des Bildes feststellbar. Der Sucher reagiert äusserst schnell und das Sucherbild unterscheidet sich vom Sehgefühl her nicht von einem optischen Sucher. Auch die Auflösung von 5,76 Million-Pixeln ist auf Spitzenniveau und die Bildwiederholungsfrequenz von 60 (Power saving) und 120 (Smooth) Bildern/Sekunde lassen wenig zu wünschen übrig.
Ich bin im Ganzen positiv überrascht: Durch den elektronischen Sucher der EOS R5 lassen sich sowohl die Bilder besser einschätzen, wie auch via Sucherlupe, die Schärfe bei heiklen Motiven besser beurteilen. Auch nachts ist das EVF gegenüber einem OVF im Vorteil: Selbst für das menschliche Auge zu dunkle Objekte werden im elektronischen Sucher sichtbar.
Die Möglichkeit im Sucher Kameraeinstellungen einzublenden und zu ändern, ohne die Kamera dabei von den Augen nehmen zu müssen, ist ebenfalls vorteilhaft.
Das rückwärtige Kameradisplay:
Mit einer Bilddiagonale von 8cm und einer Auflösung von 2,1 Mio. Bildpunkten hat das Display der Canon EOS R5 eine angenehme Grösse und eine ansprechende Schärfe. Der wesentliche Vorteil am Tuchdisplay liegt vor allem darin, dass es sich jetzt ausklappen lässt und frei dreh- und schwenkbar ist. Das bietet besonders in der Makrofotografie Vorteile.
Das Display ist jedoch nicht sonderlich hell, so dass ich bei sehr hellem Sonnenlicht, auch wenn ich mich krümmen muss, trotzdem das Sucherbild bevorzuge. Auch werde ich mit der Möglichkeit den Fokuspunkt via Tuchdisplay festzulegen, nicht warm. Da verwende ich viel lieber den Joystick an der Kamerarückseite. Vielleicht ist das die Macht der Gewohnheit.
Sensor und Bildqualität der EOS R5
Auflösung:
Mit einer Auflösung von 44,76 Mega-Pixeln (8.192 x 5.464 Pixel) bietet die Canon EOS R5 genügend Reserven für die meisten gängigen Anwendungen in der Natur- und Landschaftsfotografie. Als Tierfotograf habe ich bei nicht formatfüllende Aufnahmen noch etwas Reserve zum nachträglichen Zuschneiden des Bildmaterials. Auch die meisten Landschaftsfotografen werden mit den 45 MP ganz zufrieden sein.
Zwar zeigen die Bilder der Canon EOS 5DS R bis ca. ISO 400 noch immer sichtbar mehr Details. Ab ISO 800 jedoch, ist die EOS R5 aufgrund des geringeren Bildrauschens im Vorteil.
Rauschverhalten:
Der native ISO-Bereich der Canon EOS R5 liegt bei ISO 100-51.200 und kann auf Wunsch auf ISO 50-102.400 erweitert werden.
Bezüglich des Bildrauschens zeigt sich der neu entwickelte 45 MP Sensor von seiner besten Seite. Zwar handelt es sich noch immer nicht um einen Back-illuminated Sensor, wie er etwa in Sony Kameras eingesetzt wird, aber trotzdem sind Aufnahmen im High ISO Bereich erfreulich rauscharm.
Besonders im Bereich zwischen ISO 400-6.400 legt der Sensor im Vergleich zur Konkurrenz eine erstaunlich gute Performance ab. Für mich bringt das vor allem in der Tierfotografie entscheidende Vorteile: Sind die Lichtverhältnisse nicht besonders gut und bewegen sich meine Motive zu schnell, lande ich schnell in einem Bereich von ISO 3.200-6.400, wenn ich mit langen Brennweiten Bewegungsunschärfe vermeiden will. Aber auch bis ISO 12.800 liefert der Sensor unter gewissen Umständen durchaus brauchbare Bilder, die auch einen nachträglichen Crop vertragen. Allerdings ist hier eine optimale RAW-Nachbearbeitung vorausgesetzt.
Für mich als vormaliger EOS 5DS R Nutzer ist es erfreulich, dass der R5 Sensor nativ, bis ISO 51.200 geht. Solch hohe ISO Einstellungen werde ich in der Fotografie kaum jemals verwenden. Für das Filmen von Polarlichteren in Echtzeit, war diese Einstellung jedoch nützlich. Für dieses Video, bei 25 Bilder / Sekunde in der tiefen Nacht, war die ISO 51.200 Einstellung fast unumgänglich. Zwar rauscht der Sensor hier schon ganz stark. Aber bei einem reinen Erinnerungsvideo ist man da nicht so kritisch… Das Ding ist im Kasten und das Video gibt die Dynamik dieses Himmelsschauspiels durchaus realistisch wieder.
Dynamikumfang:
Der Sensor der Canon EOS R5 bietet einen sehr grossen Dynamikumfang, der auf der Höhe vergleichbarer Kameras anderer führender Hersteller liegt. Der maximale Dynamikumfang liegt dabei bei 14.6 EV bei ISO 50.
Auffallend ist, dass sich unterbelichtete Bildbereiche sehr gut aufhellen lassen, ohne destruktive Farbverluste oder nennenswertes Rauschen zu erzeugen. Bei der Korrektur überbelichteter Bildpartien jedoch, ist der Spielraum etwas geringer.
Insgesamt lässt der Dynamikumfang der Canon EOS R5 sehr viel Raum zur Korrektur fehlerhaft belichteter Bildpartien, was gegenüber der EOS 5DS R, besonders im mittleren und höheren ISO Bereich, beachtliche Vorteile bringt.
Geschwindigkeit der Canon EOS R5
Diesbezüglich gibt es an dieser Kamera gar nichts zu bemängeln: Mit neueren Objektiven und gefülltem Akku schafft die EOS R5 mit dem mechanischen Verschluss bis zu 12 Bilder pro Sekunde. Mit dem elektronischen Verschluss sind es sogar 20 Bilder pro Sekunde. Vorausgesetzt es wird eine schnelle CF-Express Karte verwendet, lassen sich in dieser Geschwindigkeit 350 JPEG- oder 180 RAW Bilder ohne Unterbruch aufnehmen. Das sind Spitzenwerte, besonders in Anbetracht der hohen Auflösung der Kamera und der damit anfallenden Datenmenge die die Kamera abspeichern muss.
Video Aufnahmen:
Da ich die Canon EOS R5 fast ausschliesslich als Fotograf verwende, kann und will ich zu den vielseitigen Videofunktionen dieser Kamera nicht viel sagen. Dazu fehlt mir ganz einfach die notwendige Fachkompetenz und Erfahrung. Trotzdem erwähne ich an dieser Stelle ein paar Aufhänger dazu.
Die EOS R5 verfügt nämlich für eine Systemkamera über ein eindrückliches Paket innovativer Videofunktionen:
Als eine der ersten Systemkameras bietet sie die Möglichkeit Videos in 8K-Auflösung in folgender Bildqualität aufzunehmen:
- 12-Bit-RAW
- 10-Bit 4:2:2 MP4/H.265
- 8-Bit 4:2:0 MP4/H.265
Bei 8K Aufnahmen fallen enorme Datenmengen an und das Schreiben auf Speicherkarte erfordert auch eine schnelle Speicherkarte. 23 Minuten 8K-Video benötigen eine CFexpress-Speicherkarte von 512 GB. Die Aufnahmedauer ist aufgrund von Überhitzungsproblemen beschränkt.
Auch im 4K Bereich hat die Kamera einiges zu bieten: So sind etwa 4K UHD Aufnahmen mit Bildraten bis 120 B/s in 10-Bit Qualität möglich. Diese Bildrate werde ich für Libellenaufnahmen sicherlich einmal austesten.
Bisher habe ich mit der EOS R5 nur ein paar wenige Filme gedreht um die Neugierde zu befriedigen. 4K UHD bei 120 B/s. ist schon eindrücklich und die Videoqualität überzeugt mich als Laie durchaus. Auch ist mir aufgefallen, dass der Bildstabilisator hier wirklich fantastische Arbeit leistet. Filme aus der Hand bleiben beeindruckend ruhig.
Nachteile der Canon EOS R5
Kürzere Akkulaufzeiten:
Elektronischer Sucher, kamerainterner Bildstabilisator, das Abspeichern grosser Dateien und die hohe Rechenleistung, die ein derart leistungsfähiges Autofokussystem bewerkstelligen muss, haben auch ihre Kehrseite: Der hohe Strombedarf der Kamera.
Der neue Akku (LP-E6NH) bringt zwar 14% mehr Leistung als der herkömmliche LP-E6N, aber seine Kapazität liegt in Verbindung mit der Canon EOS R5 laut CIPA Standard bei lediglich 320 Aufnahmen, bzw. bei 490 Aufnahmen im Monitorbetrieb. Mit einigen Stellschrauben, wie etwa durch Dimmen der Bildwiederholfrequenz des elektronischen Suchers auf 60 Bilder / Sekunde, oder durch Änderung des Verhaltens des rückwärtigen Displays, lässt sich die Anzahl Bilder pro Akkuladung etwas verbessern. Trotzdem bleibt sie auch mit einer Verdoppelung der Kapazität mittels Batteriegriff unter der Kapazität, die mit einer DSLR erreicht wird. Das ist zwar bei anderen Herstellern spiegelloser Kameras nicht anders, genügt aber meinen Ansprüchen an eine professionelle Kamera trotzdem nicht.
Beschränkte Verfügbarkeit – sowie fehlende RF Objektive
Canon hat in dem kurzen Zeitraum, seit dem das Canon R-System auf dem Markt ist, bereits 35 RF-Vollformatobjektive realisiert (Stand 21.01.2024). Das ist eine beachtliche Leistung und damit wird ein Brennweitenbereich abgedeckt, der für die allermeisten Fotografen ausreicht.
Deshalb mag es vielleicht unangebracht erscheinen, sich über fehlende Objektive zu beschweren. Weil sich Canon jedoch vehement gegen die Öffnung des Systems gegenüber Drittherstellern zur Wehr setzt, empfinde ich meine Kritik an die Adresse von Canon trotzdem für angebracht. Zudem hat Canon zum Teil noch immer Lieferschwierigkeiten, was wohl an der beschränkten Produktionskapazität und der immer noch etwas angespannten Situation im Bereich der Lieferketten liegen mag.
Besonders im weitwinkligen Bereich, fehlen mir nach wie vor lichtstarke Festbrennweiten wie sie in der Astrofotografie- oder zum Fotografieren von Polarlichtern zum Einsatz kommen. Ich spreche hier z.B. von Objektiven wie einem RF 14mm f1.4 oder f1.8, oder einem RF 20mm f1.4.
Ebenso fehlt bis anhin ein Canon RF 35mm f1.4L, ein Objektiv, das in der Street Fotografie und in vielen anderen Bereichen der Available Light Fotografie mittlerweile zum Standard-Equipment gehört.
Für mich ist das verschmerzbar, weil ich hier auf Sigma-Festbrennweiten fürs EF-System zurückgreifen- und diese via EF-Adapter verwenden kann.
Genauso warte ich schon lange auf ein 180mm oder 200mm f2.8 1:1 Makroobjektiv von Canon. Allerdings stehe ich als Canon-Naturfotograf nicht allein da: diese Festbrennweite wird derzeit nämlich auch von Canons Mitbewerbern nicht angeboten.
Naturfotografen, die die Gestaltungsmöglichkeiten eines lichtstarken 180mm Telemakros nutzen wollen, müssen auf Gebrauchtobjektive von Sigma zurückgreifen. Canon Fotografen bleibt noch die Möglichkeit, so wie ich ein Canon EF 180mm f/3.5L Makro USM (Produktion seit 2021 ebenfalls eingestellt) vom Gebrauchtmarkt zu erwerben und dieses via EF-Adapter zu verwenden. Dieses Objektiv hat zwar keine optischen Mängel, hinkt jedoch aufgrund des veralteten Autofokus (USM von 1996), der Zeit gewaltig hinterher.
Ich kenne unzählige Naturfotografen, die seit Ewigkeit auf ein bildstabilisiertes 180mm f2.8 Objektiv von Canon warten. In Kombination mit dem leistungsstarken EOS R-System- und besonders mit der Canon EOS R5, wäre das ein Quantensprung.
Keine Fremdobjektive mit Autofokus für das RF Bajonett
Für die spiegellosen Systeme von Sony, Nikon und Fujifilm stehen längst Objektiv-Alternativen von Fremdherstellern zur Verfügung.
Nicht so für Canon-Fotografen: Leider verschliesst sich Canon bisher nahezu vollständig gegenüber Drittherstellern von Objektiven. Zwar sind einige wenige Manual-Fokus Objektive von Fremdanbietern erhältlich, gegenüber Drittherstellern jedoch, welche via Reverse-Engineering das RF-System für ihre eigenen Autofokus-Objektive zugänglich machen wollen, geht Canon wegen Patentverletzungen gerichtlich vor.
Stand 22.01.2024: Autofokus-Objektive von Drittherstellern wie Sigma, Tamron und Samyang gibt es für das RF-Bajonett nicht.
Das ist ein gewaltiger Nachteil des RF-Systems und hat zur Folge, dass Canon-Fotografen möglicherweise noch lange auf fehlende Objektive warten müssen. Zudem werden durch die fehelende Konkurrenz die Preise künstlich hochgehalten.
Zwar liess Kazuka Yonei von Canon im August 2023 in einem Interview verlauten, dass Canon das RF-System gegenüber einigen interessierten Drittherstellern zur Lizenzierung geöffnet habe, schränkt dabei aber gleichzeitig ein, dass die Lizenzvergabe in Übereinstimmung mit dem Geschäftsplan und der Strategie von Canon stehen müsse.
Wenn ich das «Diplomatenchinesisch» richtig übersetze, heisst das konkret nichts anderes, als dass wir mittel- bis langfristig auf ernstzunehmende Alternativen verzichten müssen. Hier muss sich jeder Fotograf, der auf das RF-System wechseln möchte, selbst überlegen, ob er mit dieser Einschränkung leben kann…
Zusammenfassung:
Die Canon EOS R5 ist eine durch und durch ausgeklügelte Allroundkamera. Sie hält in der Praxis für fast jede Situation die richtigen Werkzeuge und das technisch Rüstzeug für gelungene Bilder bereit.
Sie ist schnell, vielseitig, ergonomisch durchdacht und nach einer überschaubaren Einarbeitungszeit sehr intuitiv zu bedienen.
Es ist das Gesamtpaket der Canon EOS R5, das überzeugt. Der vielseitig konfigurierbare und treffsichere Autofokus mit Gesichts- und Augenerkennung, effiziente, kamerainterne Bildstabilisierung, sowie moderne Sensortechnologie auf der Höhe der Zeit, spielen optimal zusammen. Das ermöglicht eine bisher kaum erreichbare Ausbeute scharfer Aufnahmen.
Wer zuvor mit einer Canon DSLR Kamera gearbeitet hat und im Besitz hochwertiger EF Objektive ist, kann diese an der EOS R5 getrost weiterverwenden. Es ist nicht zwingend notwendig, in neue RF Objektive zu investieren. Adaptiert an einem der drei verfügbaren EF EOS R Adapter, performen die alten EF Objektive genau gleich gut, oder sogar besser als zuvor an einer Spiegelreflexkamera.
Die Bildqualität der EOS R5 ist insgesamt hervorragend. Der 45MP Sensor bietet eine ansprechend hohe Auflösung, einen hohen Dynamikumfang und bleibt auch in höheren ISO Bereichen rauscharm.
Als nachteilig bei der Canon EOS R5 empfinde ich die im Vergleich zu einer DSLR geringe Akkulaufzeit, die momentan begrenzte Verfügbarkeit nativer RF Objektive, als auch die Tatsache, dass bis anhin kein ernstzunehmender Fremdhersteller Objektive für das RF System produziert.
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