Engadin – goldene Lärchen und kupferfarbene Tundra
Im Herbst verwandelt sich die Engadiner Bergwelt in ein leuchtendes Farbenmeer. Im Oberengadin spiegeln sich die gelben Lärchenwälder in den Seen und konkurrieren mit der herbstlichen Tundra, die jetzt ihr kupferfarbenes Kleid trägt. Für mich als Naturfotograf ist der Herbst sicher die beste Zeit um Streifzüge durch das Engadin zu unternehmen. Unzählige Fotomotive warten nur darauf entdeckt zu werden und die schräg einfallende Herbstsonne sorgt für beste Lichtbedingungen.
Die Pionierpflanze
Unternimmt man von der Station der Rhätischen Bahn aus einen Spaziergang zum Morteratschgletscher, wird man auf eindrückliche Weise mit dem Rückgang konfrontiert, den der mächtigste Gletscher der Ostalpen in den letzten 135 Jahren erfahren hat. Seit dem Beginn der Messungen 1878 bis ins Jahr 2013 beträgt der Rückzug 2463m, was einem durchschnittlichen Rückgang von 18m/Jahr entspricht. Der grösste Rückgang erfolgte im Jahr 2003 (77m) und im Jahr 2011 (81.6m). Der Rückzug des Gletschers ist am Wegrand mit Schildern dokumentiert, ausserdem werden auf dem Gletscherlehrpfad Glaziologie, Geomorphologie und Vegetation an 20 Stationen erklärt. In diesem Gletschervorfeld lässt sich der Verlauf der Sukzession (zeitliche Abfolge von Pflanzengesellschaften) von den ersten Pionierpflanzen bis zur Klimaxgesellschaft (relativ stabiler Endzustand der Vegetation) – in der Regel dem Arven-Lärchenwald – bestens beobachten. Bereits zehn Jahre nach dem Abschmelzen des Eises gelingt es der Lärche, sich auf dem kargen und steinigen Boden anzusiedeln. Mit ihren vielen reich verzweigten Hauptwurzeln kann sie tief in den Untergrund eindringen. Somit ist sie ein Pionierbaum und gehört zusammen mit verschiedenen Weidenarten und ihrer grössten Konkurrentin – der Arve – zu den wichtigsten bodenfestigenden Pionierpflanzen nahe der Waldgrenze.
Über der Waldgrenze verfärbt sich jetzt die Bergtundra. Eine Wanderung ins Val Minor z.B. ist im Herbst besonders reizvoll: Kupferbraun bis orange – je nach Lichteinfall und Wetter – leuchtet es jetzt von allen Seiten. Wir haben im Herbst 2012 verschiedene Wanderungen über der Baumgrenze unternommen und immer waren die Eindrücke wieder anders. Auch richtig schlechtes Wetter mit Regen, Schnee und Nebel hat sich zum fotografieren oftmals als interessant herausgestellt. So sind mir an einem „Schlechtwettertag“ auf dem Weg von Guarda zum Lej Blau Bilder gelungen, die mir auch heute noch gut gefallen.
BILDERGALERIE – ENGADIN IM HERBST
Schau Dir auch meine Bildergalerie über das Engadin im Herbst an…