Isle of Lewis and Harris – die wilde Natur der äusseren Hebriden
Lewis and Harris ist die grösste Insel Schottlands. Sie liegt in den Äusseren Hebriden, rund 60km vom schottischen Festland entfernt, im Atlantischen Ozean. Anders als ihr Doppelname vermuten lässt, ist Lewis and Harris eine einzige, zusammenhängende Insel. Ihre Natur ist einmalig und ihre landschaftliche Schönheit einzigartig. Ich verrate Dir, wo die Sehenswürdigkeiten von Lewis and Harris zu finden sind.
Wenn mich jemand fragen würde, was denn auf den Äusseren Hebrideninseln besonders charakteristisch sei – würde ich wohl antworten: „Dass der Regen hier nicht den Gesetzen der Schwerkraft gehorcht, sondern stets waagrecht über die Inseln peitscht.“
Das kann mühsam und anstrengend sein – hat aber auch sein Gutes: Der Massentourismus hat Lewis and Harris glücklicherweise noch nicht heimgesucht.
Als wir die Hebrideninsel vor 16 Jahren zum ersten Mal besucht haben, waren wir rund eine Woche mit dem Zelt unterwegs: Ich kann mich noch an jenen herrlichen Strand im Norden von Lewis erinnern – und als da plötzlich und ganz unverhofft – die Sonne am Himmel erscheint! Ansonsten haben wir mit voller Kraft gegen Wind, Regen und Mückenschwärme gekämpft.
Unverfälschte Natur und traumhafte Strände
Trotzdem sind wir also zurückgekehrt – auf die grösste der äusseren Hebrideninseln. Auf die Insel auf der laut einer britischen Umfrage die glücklichsten Menschen Grossbritanniens leben.
Die Insel des garstigen Wetters ist von ihrer urtümlichen Natur und ihrer einzigartigen Landschaft her, etwas vom Schönsten was Schottland zu bieten hat: So hast Du etwa in Uig die Qual der Wahl, an welchem der rund sechs wirklich umwerfenden Sandstrände Du dem Sonnenuntergang zuschauen willst, – vorausgesetzt natürlich, dass Du die Sonne jemals zu Gesicht bekommst… Mancherorts könnte man gar den Eindruck bekommen, dass es hier mehr Strände und Kirchen – als Menschen gibt.
Die Anreise
Wir verzichten auf eine Anreise mit dem Kleinflugzeug und fahren daher mit dem Auto von Edinburgh nach Ullapool. Hier nehmen wir die Fähre nach Stornoway, deren Überfahrt rund vier Stunden in Anspruch nimmt. Auch von der Isle of Skye aus ist Lewis and Harris übrigens mit der Fähre erreichbar.
Je nach dem wohin du gehst und welches Transportmittel du benutzt, bist du gut damit beraten, die notwendigen Einkäufe gleich in Stornoway zu tätigen. Die Insel mit dem sonderbaren Doppelnamen ist äusserst dünn besiedelt. Über weite Strecken bleibt die Suche nach Einkaufsmöglichkeiten ohne Erfolg. Die Menschen hier sind allerdings freundlich und hilfsbereit. Überall gibt man bereitwillig Auskunft und ist gegenüber einem kurzen Schwatz nicht abgeneigt.
Auch das Strassennetz ist hier nicht üppig. Besonders auf dem bergigen Inselteil Harris sind viele Orte ausschliesslich zu Fuss erreichbar.
Der Norden von Lewis and Harris
Die ersten fünf Tage unserer Reise verbringen wir auf dem nördlichen Inselteil Lewis. Im Gegensatz zu Harris ist Lewis landschaftlich etwas flacher und ohne nennenswerte Gebirgszüge. Das Innere des nördlichen Inselteils ist geprägt durch ausgedehnte Hochmoore die zum grossen Teil über keine Fahrwege erreichbar sind.
Stornoway – das wirtschaftliche Zentrum von Lewis and Harris
Der Hauptort von Lewis and Harris ist Stornoway. Unter Einbeziehung der Agglomeration leben hier rund 2/3 der insgesamt 21‘000 InselbewohnerInnen. Der restliche Teil der 2178 km² grossen Insel, ist mit rund 3.5 EinwohnerInnen/km², entsprechend dünn besiedelt. Stornoway ist somit das Herz der Hebrideninsel. Der Naturhafen, an dem die Wikinger im 9. Jahrhundert die Stadt gegründet haben, ist Dreh- und Angelpunkt für die ganze Bevölkerung.
An den wenigen Strässchen welche Lewis erschliessen, kleben die restlichen Dörfer – meist in Form typisch langgezogener Strassensiedlungen. Der Grossteil der BewohnerInnen leben von der Landwirtschaft (meist Schafzucht), Fisch – und Krabbenzucht, sowie vom Tourismus.
Lewis – Sehenswürdigkeiten
Uig Sands – Ardroil Beach
Im Südwesten von Lewis, bei Garrynahine zweigt die B8011 von der A858 Richtung Uig Sands ab. Sie führt durch eine eindrückliche Landschaft bis nach Uig. Hier biegst Du nach links ab und folgst dem Strässchen bis nach Ardroil. Bei Ardroil biegst Du nach rechts Richtung Ardroil Campsite ab, wo Du ein paar Parkplätze findest.
Der Uig Bay bildet zusammen mit dem Ardroil Beach einen der gewaltigsten Sandstrände Schottlands. Riesige Sandbänke, die bei Ebbe bis weit ins Landesinnere hinein reichen, vereinen hier eine grosse Bucht die sich von Cradhlastadh bis Carnish erstreckt. Hier wurden 1831 78 Schachfiguren entdeckt, die aus dem Elfenbein von Wahlrossen und aus Wahlzähnen geschnitzt wurden. Die Schachfiguren aus dem 12. Jahrhundert stammen aus vier Figurensätzen, deren zwei vollständig erhalten sind. Eine überdimensionierte Nachbildung eines Königs erinnert heute als Holzskulptur am Rand des Ardroil Beach an den Fund.
Machair – wertvolles Naturhabitat der Hebrideninseln
Der Ardroil Beach ist von zahlreichen Dünen gesäumt, die für Fauna und Flora einen wertvollen Lebensraum bilden. Nebst dem hohen Dünengras findet man hier nämlich auch eine biologisch besonders wertvolle Vegetationsschicht: Die Machair. Die Blumenwiesen der Machair beherbergen Pflanzenarten die in Schottland aufgrund des sonst mehrheitlich sauren Moorbodens eher selten sind. Ausser den typischen Machair-Pflanzen – wie etwa dem Augentrost oder dem Spitzwegerich – sind hier auch Orchideenarten, Enziane sowie Nelkenarten zu finden. Ausserdem bildet die Krautschicht einen optimalen Lebensraum für viele bodenbrütende Vogelarten, wie dem Kiebitz oder der Kornweihe. Auch für viele Insektenarten ist die Machair ein Paradies. Wer mehr darüber wissen möchte: Machair – Definition von Scottish Natural Heritage (Englisch)
Lewisian Gneis – geologische Zeugen der Erdgeschichte
Auf dem Spaziergang am Rand des Ardroil Beach finden sich beeindruckende Zeugen erdgeschichtlicher Vergangenheit: Rund 1700 Millionen Jahre alt sind die Gesteinsaufschlüsse des Lewisian Gneis, der sich besonders am westlichen Ende der Bucht schön beobachten lässt. Das hochmetamorphe Gestein ist eindrücklich gefaltet und fördert Strukturen aus Amphiboliten, Graniten und rötlichen Pegmatitgängen zutage. Die Verformungen sind auf das Laxfordian Ereignis zurückzuführen; den Zeitabschnitt zwischen 2000 bis 1600 Millionen Jahren BP (Before Present). Bei diesem Ereignis wurden Kontinentalplatten zusammengeschoben und es kam zu gigantischen tektonischen Verschiebungen die zur Gebirgsbildung führten. Um die zeitliche Dimension etwas zu veranschaulichen: Gebirgszüge wie der Himalaya oder die Alpen, entstanden vor 50-30 Millionen Jahren.
Essen mit Weitblick und Adlern
Steinadler sind auf Lewis and Harris an vielen Orten zu sehen. So oft wie rund um die Uig Sands habe ich sie aber noch nirgendwo beobachtet. Im Uig Sands Restaurant kannst Du den Königen der Lüfte beim gediegenen Dinner in aller Ruhe bei der Jagd zuschauen. Das Restaurant bietet nebst gutem Essen einen grandiosen Ausblick auf die langgestreckten Uig Sands. Bei einem missglückten Angriff eines Adlers auf ein Schaf wurden wir gar Zeuge davon, dass den Schafen, ausser von den Fressfeinden im Restaurant, auch Ungemach aus der Luft droht.
Mangersta Beach und Mangersta Sea Stacks
Folgst Du der Strasse auf der Du nach Ardroil gelangt bist weiter Richtung Islibhig, erreichst Du einen der reizvollsten Küstenabschnitte Schottlands. Hier streiten wilde Sandstrände, halsbrecherische Steilküsten und scharfkantige Sea Stacks um die Aufmerksamkeit des durch die landschaftliche Reizflut überforderten Besuchers. Geht es um das flüchtige Fotografenlicht, weiss man echt nicht, wo man beginnen soll.
Wir sind schon recht spät dran, als wir Richtung Mangersta Sea Stacks fahren. Es hat den ganzen Tag in Bindfäden geregnet – garstig – und mit Windgeschwindigkeiten, die jeden Versuch ein freundliches Gesicht zu zeigen, sofort im Keim ersticken liessen. Jetzt, am Abend, reisst der Himmel plötzlich auf und die Sonne lacht uns an, so als ob nichts gewesen wäre.
Schäumende Gischt am Mangersta Beach
Wir verschaffen uns erst einen Überblick über den Küstenabschnitt und entscheiden uns, zuerst den Mangersta Beach zu besuchen. Auf dem Weg zum Strand hinunter geniessen wir die wärmenden Sonnenstrahlen währendem wir die bunte Machair durchschreiten. Auf der Höhe der Dünen erreichen wir die sandige Ebene eines Schwemmgebiets durch das mehrere Bäche mäandern.
Am Strand sind wir ganz alleine. Der Sandstrand ist für Hebriden Verhältnisse nicht allzu gross, dafür aber wildromantisch! Er ist auf beiden Seiten von steilen Felsklippen umgeben und die meterhohen grünen Wellen der aufgewühlte See, zerbersten an den scharfkantigen Felsen mit turmhoher Gischt. Lange lassen wir das Schauspiel auf uns einwirken – und sind glücklich. Hier könnten wir stundenlang verweilen, aber wir wollen noch die Sea Stacks sehen.
Die Mangersta Sea Stacks
Nicht zu Unrecht sind die Mangersta Sea Stacks eines der bekannteren Fotomotive der Hebrideninseln. Die scharfkantigen Felsnadeln im Meer haben schon etwas für sich und sie gehören zu den eindrücklichsten die ich in Grossbritannien gesehen habe.
Mit den letzten Sonnenstrahlen mache ich an diesem Tag noch ein paar Bilder dieser Lokation. Das Bild das ich in diesem Beitrag zeige, gelingt mir aber erst zwei Tage später. Wieder bei garstigem Wetter – unter erschwerten Bedingungen. Die tiefe Wolkendecke flitzt förmlich über uns hinweg und ich muss achtgeben, dass mich keine Windböe von der Klippe fegt.
Cliff Beach und Reef Beach
Etwas nordöstlich von den Uig Sands erreicht man zwei weitere einzigartige Hebridenstrände. Den windexponierten Cliff Beach mit seinen turmhohen Wellen bei Bhaltos – und kurz nach Kneep, den karibisch anmutenden Reef Beach.
Als wir den Cliff Beach erreichen ist es zur Abwechslung wieder mal stürmisch. Zum Glück aber reichen sich fette Regenschauer und kurze sonnige Abschnitte im Fünfminuten-Takt die Türklinke in die Hand. In voller Regenmontur versuche ich während der lichten Momente, hinterleuchtete, grüne Wellen zu fotografieren. Ideales Licht für irre Fotografen!
Mit der Zeit wird es auch mir zu bunt. So steige ich wieder zum Parkplatz empor, der sich neben einem Friedhof befindet. Wie überall in Schottland, geniessen die Toten hier ihre letzte Ruhe an einem malerisch gelegenen Ort.
Nachdem wir die Szenerie noch eine Weile vom Auto aus in uns aufgesogen haben, fahren wir weiter zum Reef Beach.
Der Reef Beach begrüsst uns mit einem Sonnenstrahl, der das Wasser in betörendem Smaragdgrün aufblitzen lässt. Wir sind gleich Feuer und Flamme, denn so etwas Schönes wie diesen langen, weissen Sandstrand, haben wir selten zu Gesicht bekommen.
Weil die Wolkendecke jetzt aufreisst, wagen wir einen längeren Spaziergang der uns durch Machair, über Dünen – und durch die verlockende Welt von weissem Sand, Muscheln und türkis – bis smaragdfarbenem Meerwasser führt.
Butt of Lewis
Tatsächlich heisst der nördlichste Punkt der Isle of Lewis and Harris, der sich auf dem 58° Breitengrad befindet, Butt of Lewis. Auf diesem Hinterteil das sich dem offenen Meer zuwendet, steht der Leuchtturm, dessen Parkplatz der Ausgangspunkt unserer Wanderung ist. Schroffe Klippen aus bizarr gefaltetem Gestein, das von gelben Flechten überwachsen ist, nehmen uns hier in Empfang. Dieser Ort, gilt laut dem Guinnessbuch der Rekorde, als der Stürmischste Grossbritanniens.
Heute ist es allerdings ungewöhnlich mild und sonnig. Auch der Wind bläst uns ausnahmsweise geradezu freundschaftlich entgegen. So schreiten wir auf dem Grasland über den Klippen freudig aus. Hin und wieder setzen wir uns über einer Steilklippe hin und beobachten die Kormorane auf den Felsen über der Gischt.
Weiter draussen über dem Meer, ziehen kleine Trupps von Basstölpeln ihre Runden. Nur selten kommen sie in Reichweite meiner 400mm Brennweite. Mit etwas Geduld, gelingen am Ende doch noch ein paar Aufnahmen dieser faszinierenden Flieger mit den hellen Augen.
Nach einiger Zeit gelangen wir zu einem kleinen, einsamen Sandstrand. Im Gegensatz zum nahegelegenen und bekannten Eoropie Beach ist hier nichts los. Wir geniessen die Ruhe, schauen den Wellen zu und untersuchen die geologisch interessanten Felsformationen, die aus unterschiedlichen Erdzeitaltern stammen.
Die Menhire von Callanish
Rund 5000 Jahre alt sind die zahlreichen jungsteinzeitlichen Steinformationen der Megalithkultur rund um Callanish. Mit rund 20 Steinsetzungen ist es die grösste Anlage von Steinkreisen der britischen Inseln. Kurz besuchen wir die grösste Formation, die Calanais oder Caldragh Idols genannt wird. Die Formation ist aufgrund ihrer Ausdehnung und der Grösse der Steine sehr eindrücklich. Weil aber gerade ein Reisebus mit einer vollen Ladung Touristen angekommen ist, machen wir uns nach kurzer Zeit wieder davon und verschieben zum Cnoc Fillibhir Beag, einem Steinkreis, der etwa zwei Kilometer entfernt ist. Zwar ist er etwas weniger imposant, dafür haben wir hier unsere Ruhe.
Im Süden von Lewis and Harris
Den zweiten Teil unseres Aufenthalts auf Lewis and Harris verbringen wir auf dem Inselteil Harris. Unser Ausgangspunkt ist der Luskentyre Beach, an dem wir ein Cottage gemietet haben. Weil sich das Wetter weiterhin querstellt, sind wir froh, einen komfortablen und warmen Rückzugsort zu haben. Unterkünfte gibt es übrigens auf Lewis and Harris nicht sonderlich viele. Es empfiehlt sich, diese vorzeitig zu buchen.
Harris – Sehenswürdigkeiten
Luskentyre Beach
Der Strand hat seinen Namen von der sehr dünn besiedelten gleichnamigen Streusiedlung Luskentyre. Bei Ebbe ist der Luskentyre Beach schier endlos. Die Sandbänke ziehen sich noch kilometerweit ins Landesinnere hinein und der gegenüberliegende Seilebost Beach wächst mit dem Luskentyre Beach zu einer einzigen Sandbank zusammen.
Auf den Spaziergängen in der Sandebene vergisst Du die Zeit und Du verlierst die Relationen. Du staunst darüber, was der Wind und das Wasser gerade mit dem Sand angestellt haben. Zwischendurch siehst Du ein paar Watvögel auf Nahrungssuche oder Du entdeckst eine Muschel, einen Seestern oder einen Krebs. Das weitläufige umliegende Hügelland verschmilzt unaufgeregt mit der Wolkendecke währenddessen das lange Gras der Dünen im Wind rauscht.
Ehrlich gesagt werden wir auf Harris nicht vom Wetter begünstigt und so gehen wir alles langsam an. Wir verlegen den Fokus auf Kleinigkeiten und entschleunigen.
Wanderung mit Weitsicht – der Chaipaval
Aha! Die Sonne scheint! Es gibt sie noch. Wir wollen die Gunst der Stunde nutzen und den Chaipaval besteigen. Das ist der Hügel auf der westlichsten Halbinsel von Harris. Dazu fahren wir nach Northton bis zum Wendeplatz der 250m nach dem Temple Cafe folgt. Dort lassen wir unser Auto stehen.
Durchs Tor gelangen wir auf den Pfad, der uns durch die Machair Richtung Chaipaval führt. Ihm folgen wir, halten nach den Dünen links und gehen bis zur Ruine des Rubh‘ an Teampaill. Wir gehen aber noch ein Stück geradeaus bis wir zu einem Steinzaun gelangen. Jetzt steigen wir den Hügel empor, bis wir eine Lücke erreichen, die uns ins offene Gelände führt.
Sensationelle Sicht – Aufstieg auf den Gipfel des Chaipaval
Hier beginnt der steile Aufstieg auf den Chaipaval. Lange Zeit geht es steil und weglos durch Heide und Moor den Hang empor. Immer Richtung Norden. Schliesslich erreichen wir Felsbänder wo wir einige Pfade entdecken können, die Richtung Westen drehen. Auf diesen erreichen wir nach einiger Zeit den Gipfel des Chaipaval.
Die Aussicht ist schlichtweg überwältigend! In südlicher Richtung sehen wir bis nach Uist, im Norden haben wir einen Blick entlang der zahlreichen Strände bis zu den Erhebungen von Nord Harris. Am schönsten aber ist der Ausblick nach Osten, wo wir ausgezeichnete Sicht auf den Sgarasta Mhòr Beach und sein türkisfarbenes Delta haben. Die Farben und Kontraste sind jetzt – im September – mitten in der voll aufgeblühten Heide, fantastisch!
Wegloser Abstieg über die Nordwestflanke
Üblicherweise erfolgt der Rückweg über dieselbe Route wie der Aufstieg. Wir aber suchen uns eine Route die erst über die Nordwestflanke des Chaipaval herunter führt und nach etwa einem Kilometer Abstieg nach Nordosten abdreht. Das Gelände ist gewöhnungsbedürftig: es geht durch Heidekraut und Moor, an vielen Stellen ist es nass. Wie so oft in Schottland, lassen wir uns beim Abstieg durch Bekassinen erschrecken, die erst im letzten Moment ätschend vor uns aufflattern.
Obwohl uns das letzte Stück des „Weges“ an der Ostseite des Chaipaval alles abverlangt und uns zu vielen Umwegen zwingt, bereuen wir unsere Routenwahl nicht.
Die schönste Küstenstrecke von Harris: zwischen Northton und Seilebost
Der Abschnitt der A859 zwischen Northton und Seilebost, ist für mich die landschaftlich schönste Strecke von ganz Harris. Du findest hier zahlreiche Sandstrände, Muschelstrände, Küstenabschnitte mit metamorphen Gneisen, Dünenlandschaften und eines der eindrücklichsten Gezeitendeltas von ganz Schottland. Auf Schritt und Tritt begegnest Du ausserdem einer reichhaltigen Vogelfauna, die dieses Wunder der Natur noch einmal unterzeichnet.
Die Salt Flats von Northton
Etwas östlich von Northton befinden sich die sogenannten Salt Flats. Es handelt sich um mäandernde Prielen, die in den Marschwiesen am Rand des Deltas des Sgarasta Mhòr Beachs ein puzzleartiges Flickwerk von Grasteppichen erschaffen haben. Die Salt Flats sind zu jeder Tageszeit eine Attraktion. Aufgrund der Gezeiten zeigt die Landschaft hier ein wandelbares Gesicht.
Besonders im sanften Abendlicht ist die Landschaft mit Sicht auf den Chaipaval und das kleine Dorf Northton, von den Salzprielen aus eine Augenweide.
Entlang des Sgarasta Mhòr Beachs
Weiter Richtung Seilebost fährt man am über drei Kilometer langen Sgarasta Mhòr Beach entlang. Auf den Marschwiesen und am Strassenrand sind immer wieder Watvögel und Graugänse zu sehen. Die Machair und die Wat haben für die Vögel ein ideales Biotop geschaffen. Wir sehen etwa den scheuen Kiebitz, den Goldregenpfeifer, den Grossen Brachvogel oder die Uferschnepfe. Der Kiebitz wirkt hier wie eine Alarmsirene: Wird man von dem wachsamen Vogel entdeckt, stösst er seine Warnschreie aus – und alle Vögel fliegen mit ihm auf.
DIE VOGELWELT SCHOTTLANDS
Interessiert an der einzigartigen Vogelwelt Schottlands? In meinem umfangreichen Beitrag über die Vögel Schottlands erfährst Du mehr…
Weitere Sand –und Felsstrände
Auf der Weiterfahrt folgen weitere Strände – manchmal mit Sandstrand – manchmal felsig zerklüftete. Die felsigen Aufschlüsse legen interessante Einblicke ins Zeitalter des Lewisian Gneis aus dem Laxfordian frei.
Während der Abendstunden kannst Du hier herrliche Sonnenuntergänge geniessen. Insbesondere bei typisch wechselhaften Wetterbedingungen ist der Küstenstreifen bezüglich seiner wilden Schönheit kaum zu toppen. Das Szenario mit Regenschauern, in der Abendsonne flimmernder Gischt und grün hinterleuchteten Wellen, geht hier oftmals gleichzeitig über die Bühne. Hier und da zeigt sich noch ein Regenbogen, indessen die Farben auch ohne ihn schon verrückt spielen.
Irgendeinmal, nach langem Verweilen und zahlreichen Zwischenstopps, erreichst Du kurz vor Seilebost den tollen Aussichtspunkt, von welchem aus Du den Totalausblick auf den Luskentyre Beach geniessen kannst.
Wanderung bei Huishinish
Wunderbare Küstenwanderung, die uns vom Strand von Huishinish zum ausgedehnten Sandstrand von Traigh Mheilein führt. Erst bewundern wir bizarre Gesteinsbrocken, dann umwandern wir das Loch na Cleabhaig und traversieren einen kleinen Pass, der uns zurück auf den Weg nach Huishinish bringt. Distanz ca. 8km. Huishinish erreichst Du von Aird Asaig über die A887.
Am westlichsten noch mit dem Auto erreichbaren Zipfel der Isle of Lewis and Harris, befindet sich der Sandstrand von Huishinish. Hier gibt es ein paar Parkplätze. Der Strand ist bei den Einheimischen jedoch sehr beliebt und am Wochenende musst Du mit Engpässen rechnen.
Von hier aus nehmen wir einen Pfad der uns Richtung Norden durch die Machair führt. Noch bevor wir wieder ans Meer gelangen, zweigt ein deutlicher Pfad nach rechts ab, der über der Klippe emporsteigt. Ihm folgen wir. Zu unserer linken Hand haben wir immer die vorgelagerte Insel Scarp im Auge. Alsbald erblicken wir den weissen Sandstrand von Traigh Mheilein, zu dem wir dem Weg folgend, heruntersteigen.
Traigh Mheilein – Sandstrand, Dünen und Gesteinsformationen
Nun geht es weglos auf dem Sandstrand weiter. Nach etwa einem Kilometer wird es felsiger. Wir folgen dem Küstenverlauf und bewundern die abgeschliffenen Gneis Felsen und die interessanten Kieselsteine. Wir erreichen einen kleinen Kieselstrand, der gegen Norden ausgerichtet ist. Rechts von ihm steigen wir empor und wandern weglos durch Grasland, bis wir eine Anhöhe erreichen, von wo wir auf das Loch na Cleabhaig und auf das Loch Crabhadail herunterblicken.
Durch mooriges Gelände steigen wir ostwärts zum Nordufer des Loch na Cleabhaig herunter. Wir folgen dem Verlauf des Lochs und gehen auf seiner Ostseite nun wieder Richtung Süden. Nach dem wir das alleine stehende Haus oberhalb des Lochs passiert haben, kommt ein mühsames, nasses Streckenstück, auf dem wir uns die beste Route suchen müssen. Auch wenn es etwas trockener zu sein scheint, rate ich dringend davon ab, am Ostufer des Loch na Cleabhaig zu hoch hinaufzusteigen. Rutschgefahr auf den Felsen!
Am Südwestufer des Lochs gehen wir weiterhin Richtung Südwesten durch ein steil ansteigendes, kleines Tal, bis wir auf einem Pass angelangt, wieder auf die Insel Scarp herunterblicken. Hier gehen wir südwärts, bis wir den Weg auf dem wir gekommen sind wieder finden.
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