Reine, Reinebringen, Munkebu und der Strand von Utakleiv
Im zweiten Teil meines Lofoten-Reiseberichts geht es weiter nach Hamnoy und Reine. Wir unternehmen eine Wanderung zur Munkebu-Hütte, wo uns die Herbstfarben umhauen. Auch besteigen wir den Reinebringen, der uns einen wunderbaren Ausblick auf die Berge gewährt, die hier senkrecht aus dem Meer aufschiessen. Am Strand von Utakleiv erleben wir einen herrlichen Sonnenuntergang und warten bis zwei Uhr morgens auf die Nordlichter.
Moskenesøy
Nach der ereignisreichen Polarlichtnacht in Ramberg, die ich im ersten Teil meines Beitrags beschrieben habe, lassen wir den Tag gemütlich angehen. So tuckern wir mit unserem Camper Richtung Reine und erreichen Hamnoy, ein malerischer Fischerort auf der Insel Moskenesøy.
Somit sind wir in Norwegens Postkarten-Region angekommen; denn 70% aller Norwegenbilder die man im Internet oder eben auf Postkarten oder auf Umschlägen von Reisekatalogen antrifft, stammen von hier.
Allerdings ist das auch nicht erstaunlich, denn die Landschaft rund um die Ortschaft Reine, könnte wenn überhaupt, nur mit Bergen von Adjektiven beschrieben werden. Das erspare ich uns lieber…
So kann man sich den Druck durch den Tourismus, den die Region in den Sommermonaten erdulden muss, in etwa vorstellen. Jetzt, im Herbst, ist es allerdings angenehm ruhig, so dass wir die fantastische Landschaft stresslos auf uns einwirken lassen können.
Wir lassen uns viel Zeit und fahren bis nach Å, der letzten Ortschaft auf den Lofoten. In diesem heute ausschliesslich touristischen Fischerort mit dem kurzen Namen, dessen Ortsschild mehrmals pro Jahr zum Diebesgut langfingriger Touristen wird, endet die Strasse der Inselgruppe.
Nach gründlicher Suche, scheint uns am Abend der Campingplatz von Moskenes eine geeignete Bleibe zu sein. Viele weitere Möglichkeiten gibt es Ende September auch gar nicht mehr
Wanderung zur Munkebu-Hütte
Weil das Wetter am nächsten Morgen etwas durchzogen ist, entscheiden wir uns, die geplante Besteigung des Reinebringens zu vertagen. Wir fahren indessen zum Fischerort Sørvågen, dem Ausgansort einer Wanderung zur Munkebu-Hütte. Erst zirkeln wir zum Wasserfall des Stuvdalselva und traversieren den Bach über eine Brücke. Der Wasserfall, der in den Sommermonaten ganz ansehnlich sein mag, führt jetzt nicht mehr viel Wasser
Ein kleiner Anstieg führt uns ans rechte Ufer des Stuvdalsvatnet. Der kleine See dient auch als Trinkwasserreservoir. Bereits hier lassen wir uns von den Herbstfarben verzaubern. Wir folgen dem gut markierten Pfad bis zum nordöstlichen Ende des Sees und biegen anschliessend beim Wegweiser Richtung „Munkebu“ ab. Ein steiler Anstieg führt uns hier über einen felsigen Rücken der mit Ketten abgesichert ist.
Alsbald öffnet sich das Gelände und wir gehen auf sumpfigem Untergrund, aus erhöhter Position dem Ufer des Tridalsvatn folgend. Die Herbstfarben in der gletschergeformten Landschaft sind hier atemberaubend, so dass wir einen Halt einlegen müssen.
Nach dem Tridasvatn beginnt der Anstieg, der uns über mehrere Höhenstufen, zur Erhebung Djubfjordheia führt. Hier geniessen wir eine Gebirgslandschaft die ans Hochgebirge erinnert und schon bald sehen wir die Munkebu-Hütte.
Wanderung auf den Reinebringen
Am nächsten Morgen präsentiert sich der Himmel wieder in strahlendem Blau, so dass wir uns dazu veranlasst sehen, den Reinebringen zu besteigen. Der Reinebringen ist wohl der bekannteste Aussichtsberg der Lofoten und im Sommer entsprechend frequentiert. Jetzt, Ende September, hat der Touristendruck schon beträchtlich nachgelassen.
Der Einstieg der Tour ist mit unmissverständlichen Warnungen dekoriert die von der Tour abraten und darauf hinweisen, dass die Begehung des Reinebringens lebensgefährlich sei. Da wir über genügend Gebirgserfahrung verfügen und weil das Wetter stimmt, lassen wir uns von den Warnschildern jedoch nicht verunsichern.
Die Tour ist kurz und knackig. Der erste Teil führt über ausgetretene, schlammige Pfade, mässig ansteigend durch den Birkenwald. Nach dem Wald folgt ein neuer, guter Pfad über Treppenstufen den man nicht einschlagen sollte (2017). Der Weg ist noch im Bau und endet irgendwo im Geröll. Anstelle dessen halten wir uns rechts, wo der Pfad scharf ansteigend auf den 448m hohen Aussichtsberg führt. Der Aufstieg ist, gutes Wetter vorausgesetzt – und wenn nicht zu viele Wanderer unterwegs sind, eigentlich unproblematisch und dauert etwa 1 1/4 h. Bei Regen oder starkem Wind, sollte man von der Besteigung des Reinebringens absehen. Die ausgetretenen Pfade können sehr rutschig werden.
Auf dem Gipfel des Reinebringens angekommen, will der Nebel die Sicht in den Fjord erst nicht freigeben. Ich vertreibe mir die Zeit mit einem „Selbstportrait“: Ein Halo zaubert den standesgemässen Heiligenschein um meine Silhouette…
Reinebringen – warten auf freie Sicht…
Auf dem Gipfel müssen wir uns eine gute Stunde gedulden bis die Nebelbänke die am Reinebringen festzukleben scheinen, endlich den herrlichen Blick auf den Fjord und die steilen Gipfel freigeben.
Als wir einen Tag später eine Französin aufgabeln, welche per Autostopp unterwegs ist, wird uns der Zweck der furchteinflössenden Warnschilder am Fuss des Reinebringens klar: Die äusserst geschwätzige junge Dame aus Paris, welche ausser dem Aufstieg zum Sacré Coeur wohl keine „Bergerfahrung“ besitzt, erzählt uns von ihrem Horrortrip auf dem Reinebringen. Acht Stunden sei sie unterwegs gewesen, zusammen mit Chinesen, die sie beim Aufstieg kennengelernt habe. Sie hätten alle Todesängste ausgestanden. Sie selber habe befürchtet, dass sie an ihrem Geburtstag, der nämlich an diesem Tag gewesen sei, ihr junges Leben verwirken würde…
Der Strand von Utakleiv
Nach unserer Wanderung auf den Reinebringen fahren wir an den Strand von Utakleiv der sich auf der Insel Vestvågøya befindet. Der weisse Sandstrand mit seinen grossen, rundgeschliffenen Steinen ist prächtig und wir beschliessen, die Nacht hier zu verbringen.
Wir unternehmen erst einen gemütlichen Spaziergang, anschliessend fotografiere ich in den Gletschermühlen am Strand die Stimmung, die die untergehende Sonne ins Meer zaubert.
Nach dem Abendessen verdichtet sich leider die Wolkendecke, die durch den aufsteigenden Nebel, der sich aufgrund der sinkenden Temperatur gebildet hat, entstanden ist. Meine Stimmung sinkt etwas in den Keller, hatte ich mir doch erhofft, in dieser herrlichen Kulisse ein paar Nordlichtbilder machen zu können.
So schnell gebe ich natürlich nicht auf, aber als der Himmel um 24h noch immer absolut sternenlos ist, kapituliere ich und gehe ins Bett.
Als ich um zwei Uhr aufwache und einen Blick aus dem Camper werfe, ist es allerdings mit der Nachtruhe vorbei. Die wehenden Lichtvorhänge am Himmel zwingen uns blitzschnell wieder auf die Beine. Schnell stürze ich mich in die Kleider, kralle mir Stativ und Kameratasche und renne zum Strand. Anna folgt wenig später taumelnd und schlaftrunken.
Das Polarlicht das wir erleben dürfen, ist zwar nicht so wild wie wir es auch schon gesehen haben, aber immerhin entstehen zweimal Koronen über unseren Köpfen. Zudem sind dieses Mal auch deutlich rote Farben wahrnehmbar. So komme ich am Strand von Utakleiv doch noch zu Polarlicht Bildern.
POLARLICHT – DAS GROSSE ERLEBNIS
Der dritte Teil meines Lofoten-Beitrags steht ganz im Zeichen der Polarlichter. Langsam reisen wir zurück Richtung Finnland. Sowohl auf den Lofoten, als auch auf dem norwegischen Festland und an der schwedischen Grenze, werden wir Zeugen eindrücklicher Polarlichter