Schottland, ein Paradies für Brutvögel
Schottland ist ein Vogelparadies. Ausgedehnte, dünn besiedelte sowie intakte Naturflächen, weitgehend unberührte Küstenareale und über siebenhundert, zum Teil unbewohnte Inseln, bieten der reichhaltigen Avifauna Schottlands vielfältige Lebensräume. In meinem Beitrag stelle ich 25 typisch Vogelarten Schottlands vor. Er zeigt einen Querschnitt der von der Feldlerche bis zum Papageitaucher reicht.
- Die Vögel Schottlands in Zahlen
- Bekannte Vogelschutzgebiete in Schottland:
- Beobachtete Vogelarten:
- Der Austernfischer
- Der Kiebitz
- Der Sandregenpfeifer
- Der Alpenstrandläufer
- Der Flussuferläufer
- Die Bekassine
- Die Trottellumme
- Der Tordalk
- Der Papageitaucher
- Die Gryllteiste
- Die Krähenscharbe
- Die Graugans
- Die Brandgans
- Der Singschwan
- Der Eissturmvogel
- Die Grosse Raubmöwe (Skua)
- Die Mantelmöwe
- Die Feldlerche
- Die Heidelerche
- Die Singdrossel
- Der Steinschmätzer
- Das Rotkehlchen
- Der Baumpieper
- Der Strandpieper
- Die Schleiereule
Die Vögel Schottlands in Zahlen
- Spezies, Anzahl in Schottland gesichteter Vogelarten: 552
- Vogelarten die regelmässig in Schottland brüten: 250
- Arten, deren Erhaltung als von grösster Bedeutung eingestuft wird: 59
- Endemische Vogelspezies: 1
Bekannte Vogelschutzgebiete in Schottland:
Wer ausschliesslich wegen der Vögel nach Schottland reist, konzentriert sich wohl auf die bekannten Hotspots wie etwa den Bass Rock bei Norh Berwick, der rund 40‘000 Basstölpel Brutpaare beherbergt. Auch die Inselgruppe von St. Kilda ist unter Vogelfreunden sehr beliebt: Aufgrund ihres grossen Bestands an Papageitauchern, Wellenläufern und Basstölpeln, wurde die Inselgruppe mittlerweile zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt.
Die Reihe bekannter Vogelbrutstätten Schottlands liesse sich hier noch beliebig ergänzen. Wir haben im Juni 2018 von diesen ornithologischen Hotspots jedoch nur die Insel Handa besucht. Da ich meinen Fokus als Naturfotograf nicht auf das Fotografieren von Vögeln ausgerichtet habe, sind die meisten Beobachtungen mehr oder weniger zufällig zustande gekommen. Selbstverständlich halte ich meine Augen und Ohren als Naturfreund aber für alle Wildtiere offen.
Beobachtete Vogelarten:
Der Austernfischer
Der schwarzweisse, etwa krähengrosse Vogel, gehört mit seinem langen orangeroten Schnabel und den ebenfalls orangerot gefärbten Augen und Beinen, zu den auffälligsten Brutvögeln Schottlands. Besonders in den Küstenregionen sind diese Limikolen sehr häufig anzutreffen. Zur Brut bevorzugen die Austernfischer Dünen, Kiesel – und – Sandstrände, sowie Felsklippen, welche ein Substrat zum Scharren der Nistmulde aufweisen. In Schottland brüten die Vögel aber auch im Binnenland. Hier bevorzugen sie zur Brut vor allem die Kiesufer breiter Flüsse und Seen.
Bei der Nahrungssuche ist der Austernfischer an der Küste sehr tidegebunden. Sowohl tagsüber als auch nachts, durchsucht er die Küstenregion mit seinem langen Schnabel nach verschiedenen Muschelarten. Am Tag orientiert er sich dabei visuell und in der Nacht spürt er die Muscheln durch seinen ausgeprägten Tastsinn auf. Vögel die im Binnenland brüten sind nur tagaktiv. Sie ernähren sich vor allem von Würmern.
Mit ihrem schwarzweissen Gefieder und dem orangeroten Schnabel sind Austernfischer auch im Flug unverkennbar.
Mit einem Weltbestand von 1,1 bis 1,2 Millionen Tieren, wird der Austernfischer von der IUCN als nicht gefährdet eingestuft. Eine Studie die im Auftrag der britischen Umweltbehörde und der Royal Society for the Protection of Birds durchgeführt wird geht jedoch davon aus, dass der Austernfischer zu den Verlierern der globalen Klimaerwärmung gehören wird.
Der Kiebitz
Mit seiner auffälligen, langen Federtolle und seinem schillernden Gefieder ist der Kiebitz der wohl bekannteste Vertreter der Regenpfeifer. Da unser Cottage in Nordwest-Schottland mitten in einem Brutgebiet des Kiebitz liegt, konnten wir die interessanten Vögel eine ganze Woche lang beobachten. Trotzdem war ich nicht in der Lage, die scheuen Tiere aus der Nähe zu fotografieren: Die Bodenbrüter sind sehr schnell aufgebracht und verteidigen ihr Gelege vehement, wenn man ihnen zu nahe kommt. Das ist nicht weiter verwunderlich: Der Kiebitz brütet in offenem und flachem Gelände und ist daher Angriffen nahezu schutzlos ausgesetzt. Da ich nicht unnötig stören mochte, blieb ich meistens auf Distanz.
Leider waren wir etwas zu spät vor Ort, um die Vögel bei der Balz beobachten zu können. Das Balzverhalten des Kiebitzes ist nämlich ein einmaliges Schauspiel: Nach ihrer Ankunft im Brutgebiet bilden die Kiebitze Territorien die von den Männchen vehement verteidigt werden. Beim akrobatischen Balzflug vollbringt das Männchen trudelnde Sturzflüge, welche von lauten Rufen begleitet werden. Dabei wird mit den Flügeln ein lautes Wummern erzeugt.
Wie überall in Europa, ist der Kiebitz auch in Schottland rückläufig und er wird auf der Roten Liste als gefährdet geführt.
Der Sandregenpfeifer
Ein weiterer Vertreter der Regenpfeifer, den wir in Schottland sehr oft beobachten konnten, ist der Sandregenpfeifer. Die putzigen Vögel mit ihrem sandfarben gefärbten Rückengefieder, sind in Schottland an vielen Sandstränden anzutreffen. Hier suchen sie, meist in kleinen Grüppchen, in typisch ruckartigem Wechsel von kurzem Lauf und abruptem Stopp, nach Krebsen, Spinnen, Würmern, Schnecken und Insekten.
Auch die Sandregenpfeifer graben sich zum Nisten eine kleine Mulde in den Sand – oder Kieseluntergrund. Hier legt das Weibchen bis zu vier Eier, welche von beiden Partnern 23-25 Tage ausgebrütet werden. Kurz nach dem Schlüpfen verlassen die Küken ihr Nest und finden ihre Nahrung fortan selbständig. Die adulten Vögel bewachen und hudern die Jungen jedoch weiterhin. Ist Gefahr in Verzug, versuchen die Eltern mit einem Verhalten namens Verleiten, von den Küken abzulenken. Dabei rennen beide Elternteile in eine andere Richtung. Manchmal wird dabei auch ein gebrochener Flügel imitiert.
Die europäische Sandregenpfeifer Population wird auf 120‘000 – 220‘000 Brutpaare geschätzt. Die Klimaerwärmung wird laut einer weitangelegten internationalen Studie, zu einem grossen Territorium Verlust ihres Lebensraums führen.
Der Alpenstrandläufer
Den Alpenstrandläufer kann man in Schottland in verschiedenen Lebensräumen antreffen. Einerseits habe ich den Schnepfenvogel auf Marschland und an der Küste gesehen, andererseits kann man ihn ab und zu auch in den ausgedehnten Mooren Schottlands entdecken. Er ist in Schottland sowohl Durchzügler als auch Brutvogel. Der Brutvogelbestand wird in Grossbritannien auf 9600 Paare geschätzt.
Als Brutgebiet bevorzugt er kurzrasige Marschwiesen mit Deckung bietenden Bülten, sowie vegetationslosen, schlammigen Pfützen und Prielen. Als Nahrung dienen ihm Insekten, deren Larven, Schnecken, Würmer und kleine Krebstiere. Im meist napfförmigen Nest, das an gut versteckter Stelle mit höheren Grasbüscheln angelegt wird, legt das Weibchen bis zu vier Eier, die von beiden Eltern bebrütet werden.
Der Europäische Brutvogelbestand des Alpenstrandläufers beziffert sich zurzeit (2019) auf 350‘000 – 570‘000 Brutpaare. Auch seine Bestandsprognose ist aufgrund der Klimaveränderungen negativ: Sein Brutgebiet wird in Zukunft auf 56% des heutigen Brutterritoriums schrumpfen.
Der Flussuferläufer
Diese elegante Schnepfenart ist in der schottischen Tundra an Seen, Fluss – und – Bachufern sowie an der Küste anzutreffen. Flussuferläufer ernähren sich von Insekten und Spinnen, sowie Krebstieren und Weichtieren. Sie werden an flachen Gewässern, bevorzugt vom Ufer aus, visuell erbeutet.
Der Flussuferläufer ist bezüglich seiner Biotopsansprüche recht anpassungsfähig. Sein Lebensraum erstreckt sich vom Süden und Westen Europas über ganz Eurasien bis Japan und den Inseln Südostasiens. Dabei reicht seine Höhenverbreitung von Meereshöhe bis auf 4000m ü.M.
Wie fast alle Limikolen, ist auch der Flussuferläufer ein Bodenbrüter. Zur Eiablage gräbt er an gut versteckten, trockenen Stellen eine kleine Mulde, die spärlich mit Nistmaterial gepolstert wird. Um die Brut vor potentiellen Feinden zu beschützen, zeigt auch diese Art das für Schnepfen typische Verhalten des Verleiten.
Man geht davon aus, dass das Verbreitungsgebiet des Flussuferläufers bis Ende des 21. Jahrhunderts um 25% schrumpfen wird und sich nach Norden verlagert.
Die Bekassine
Sind die Bestände der Bekassine in Mittel – und – Westeuropa in den letzten Jahren drastisch zurückgegangen, so ist ihr auffällig wummernder Balzflug in Schottland noch oft zu vernehmen. „Himmelsziege“, wird sie aufgrund dieses auffällig meckernden Geräuschs, das mit den Flügeln erzeugt wird, auch genannt. Und tatsächlich, als ich das Wummern der Bekassine in Island vor ein paar Jahren zum ersten Mal gehört habe, habe ich mich verwundert nach einem gehörnten Tier umgeschaut… Hier ein Hörbeispiel
Schottland bietet für diese Schnepfe noch reichlich Lebensraum. Mit ihrem braungescheckten Gefieder ist sie sehr gut getarnt und man bekommt die sich reglos im Gras versteckenden Vögel am Boden selten zu Gesicht. Erst im allerletzten Moment, kurz bevor man auf sie tritt, schreckt sie aus ihrem Versteck auf und fliegt „ätschend“ im wilden Zickzackflug davon. Die Bekassine hat mich auf meinen Moorspaziergängen oftmals erschreckt!
Bekassinen errichten ihr Nest auf nassem bis feuchtem Untergrund im Gras oder zwischen Zwergsträuchern. Die Eier werden in eine Mulde gelegt, die mit dürrem Pflanzenmaterial gepolstert wird. Dabei brütet ausschliesslich der weibliche Elternvogel. Bereits nach 18-20 Tagen verlassen die Jungvögel das Nest. Sie sind auf eine Fütterung des Elternpaars angewiesen.
Die Trottellumme
Die Trottellumme ist eine Art der lediglich aus zwei Spezies bestehenden Gattung der Lummen. Wie etwa der Papageitaucher, der Basstölpel, der Tordalk oder die Gryllteiste, gehört sie der Familie der Alkenvögel an.
Trottellummen nisten an ihren Brutfelsen oft in dicht besetzten Kolonien. Bis zu 20 Brutpaare pro Quadratmeter sind keine Ausnahme. Kein anderer Alkenvogel toleriert innerhalb der Brutkolonie eine so grosse Nähe zum nächsten Nachbarn.
Auf der kleinen schottischen Insel Handa befindet sich die grösste Trottellummen-Kolonie Grossbritanniens. Die Steilküsten dieser Insel sind währende der Brutzeit dicht besetzt und beherbergen bis zu 100‘000 Individuen. Durch ihren „trottelmässigen“ Gang auf den Fusswurzeln (Namensgebend) und ihr schwarzweisses Gefieder, erinnern die Vögel an Pinguine.
In der Kolonie stehen die Trottellummen dicht beieinander.
Trottellummen ernähren sich von verschiedenen Schwarmfischen wie Sandaalen, Heringen oder Sprotten, die sie im Tauchen erbeuten. Dabei können die Lummen bis zu einer maximalen Tiefe von 180m heruntertauchen. Meistens jagen die Vögel jedoch in weit geringerer Tiefe und ihre Tauchgänge dauern im Durchschnitt eine Minute.
Der Tordalk
Auch Tordalken brüten zahlreich an den Steilküsten der Isle of Handa. Oft sieht man sie hier in unmittelbarer Nachbarschaft der Papageitaucher und der Trottellummen. In der Regel bevorzugen sie dabei überdachte Felsnischen oder kleine Höhlen.
Seit der Ausrottung des Riesenalks im 19. Jahrhundert, ist der Tordalk der einzige Vertreter der Gattung Alca. Auch dieser kräftig gebaute Alkenvogel erinnert von seinem Aussehen her ein Stück weit an Pinguine. Auffällig ist die weisse Strichzeichnung an Kopf und Schnabel, sowie dessen goldgelb gefärbte Innenseite
Beim Jagen können Tordalken bis in eine Tiefe von 120 Metern heruntertauchen. Normalerweise beträgt die Tauchtiefe jedoch rund 40m und ihre durchschnittlichen Tauchgänge dauern weniger als eine Minute. Wie andere Alkenvögel auch, besteht ihre Nahrung aus Heringen, Sandaalen und Sprotten. Aber auch Krebstiere und Meereswürmer stehen auf dem Speiseplan. Anders als ihre Verwandten suchen sie auch an Flussmündungen mit reduziertem Salzgehalt nach Nahrung.
Der europäische Brutbestand der Tordalken liegt zwischen 430.000 und 770.000 Brutpaaren. Die größten Populationen befinden sich in Island und in Großbritannien.
Der Papageitaucher
Auch die drolligen Papageitaucher (auch Papageientaucher genannt), die so manchen Vogelfreund in den Zustand der Verzückung versetzen, gehören zur Familie der Alkenvögel. In Schottland sind sie vor allem auf Inseln und Vogelfelsen im Meer anzutreffen. Da wir auch wieder mal welche sehen wollten und sie auf Schottlands Hauptinsel eher selten zu sehen sind, haben wir die Insel Handa besucht. Dort gibt es neben 100.000 Trottellummen auch eine kleine Papageitaucher-Kolonie.
Wer die Vögel betrachtet muss nicht lange studieren weshalb sie Papageitaucher genannt werden. Ihr auffälliger, rot-gelb-schwarzer Schnabel ist namensgebend. Mit Hilfe dieses markanten Werkzeugs und der Zunge, ist es dem Papageitaucher möglich, im Tauchgang mehrere Fische im Schnabel zu fixieren ohne die Jagd zu unterbrechen. Nicht selten sieht man die Vögel nach erfolgreicher Jagd bei der Brutübergabe an Land mit zig Fischen im Schnabel herumlaufen.
Papageitaucher sind nur während der Brutzeit an der Küste anzutreffen. Die übrige Zeit ihres Lebens verbringen sie vorwiegend auf dem offenen Meer.
Mit 3 -4 Millionen Brutpaaren weist Island den mit Abstand grössten Bestand an Papageitauchern auf. Danach folgt Norwegen mit 1.5 – 2 Millionen – und Grossbritannien – mit rund 620.000 Brutpaaren. Mehr Bilder und Wissenswertes über Papageitaucher findest Du in meinem Beitrag über die Vögel Islands.
Die Gryllteiste
Ein weiterer Alkenvogel den wir an Schottlands Küste beobachten konnten ist die Gryllteiste. Leider ist es mir nicht gelungen, die eleganten Vögel aus näherer Distanz zu fotografieren. Wir haben diese Art am Tallisker Bay und an einigen anderen Plätzen auf der Isle of Skye gesehen.
Auch die Gyllteiste ernährt sich überwiegend von Fischen. Allerdings erbeuten die Vögel – besonders im Winterhalbjahr – auch Krebstiere, Mollusken und Borstenwürmer. Ihre Nahrung finden sie vorwiegend in küstennahen Seichtgewässern die weniger als 30 Meter tief sind.
Gyllteisten sind Höhlenbrüte. Ihre Brutplätze liegen auf felsigen Inseln und Klippen. In Brutkolonien in denen auch andere Vogelarten brüten, besetzen sie meistens die unteren Stockwerke.
Der weltweite Bestand der Gryllteisten liegt etwa bei 390.000 Brutpaaren. Davon macht der europäische Bestand rund 130.000 – 300.000 Brutpaare aus.
Die Krähenscharbe
Anders als die nahe verwandten Kormorane, sind Krähenscharben reine Küsten – und Meeresbewohner. Sie kommen auf dem Festland nicht vor. Die Vögel brüten auf unzugänglichen Felsen und an Steilklippen in Spalten und unter Felsen. Ihr Name leitet sich von ihrem schwarzen Gefieder ab, das je nach Lichteinfall, blaugrün schimmert.
Krähenscharben können an der schottischen Küste vielerorts gesichtet werden. Wir haben die Vögel sowohl an der Küste des schottischen Festlands, als auch auf der Isle of Skye beobachtet.
Der europäische Bestand der Krähenscharben liegt zwischen 75.000 und 81.000 Brutpaaren.
Die Graugans
Graugänse sind von Schottland kaum wegzudenken und ihre Rufe sind hier omnipräsent. Sei es bei Ebbe auf den Marschwiesen – oder abends auf der Schafweide: Sie gehören zu den allgegenwärtigen Begleitern. Schnatternde Gänse im Flug zu beobachten ist für mich allemal eine grosse Freude. Wenn ich sie zu Beginn einer Schottlandreise zum ersten Mal höre oder sehe, weiss ich, dass ich wirklich in diesem Land angekommen bin!
Mit einer Grösse von bis zu 85cm, einem Gewicht bis zu 4kg und einer Flügelspannweite von 173cm ist die Graugans ein recht imposantes Tier. Nebst dem bekannten Ga-ga-ga verfügen die Graugänse noch über mehr als einem Dutzend weiterer Lautäusserungen. Sind sie in der Schar unterwegs, dienen diese Laute der Orientierung und um sich gegenseitig wieder zu finden.
Graugänse ernähren sich rein vegetarisch. Sie leben sowohl von Land – als auch von Wasserpflanzen. Hauptsächlich aber von kurzen Gräsern und Kräutern und in geringem Umfang auch von Wurzeln. Aus Sicherheitsgründen bevorzugen sie bei der Nahrungssuche niedrige bewachsene Weiden und Küstenabschnitte.
Der europäische Bestand der Graugänse hat sich seit einem Tiefpunkt in den 1970er Jahren, von 20.000 Tieren auf heute rund 250.000 erhöht und somit wieder stabilisiert.
Die Brandgans
Ein weiterer interessanter Entenvogel den wir in Schottland angetroffen haben, ist die Brandgans. Die farbenprächtige Art wird der Unterfamilie der Halbgänse zugerechnet. Und tatsächlich hinterlässt der grosse Vogel den Eindruck einer überdimensionierten Ente!
Die Brandgans ist mit einer Körperlänge von 58-67cm ein recht grosser Vogel. Ihre Flügelspannweite liegt dabei zwischen 110 und 133cm.
Als Lebensraum bevorzugen Brandgänse Sand – und – Wattküsten, sowie Flussmündungen. Als Nahrungsquelle dienen ihnen Schnecken, Muscheln und Würmer, aber auch Insekten und Wasserpflanzen. Die Nahrungssuche der Brandgänse ist an die Gezeiten gebunden und findet bei Niedrigwasser statt. Bei Hochwasser ruhen die Vögel gerne auf Sandbänken, Dünen und Wiesen.
Brandgänse sind Höhlenbrüter und errichten ihr Nest am Ende einer 1–2 Meter langen Erdhöhle. Dabei werden oft Kaninchenbaue oder andere Erdlöcher in den Dünen ausgewählt. Sogar in bewohnten Fuchsbauen sind schon Brandgänse gefunden worden. Fuchs und Brandgans halten während der Aufzucht Burgfrieden. An der schottischen Küste dürfte das aber kaum der Fall sein: hier ist jede Düne von Kaninchenbauen förmlich durchsiebt, so dass das Finden einer geeigneten Höhle für die Vögel ein Kinderspiel sein dürfte.
Der europäische Brutbestand der Brandgans liegt bei rund 65.000 Tieren, Tendenz steigend. Die Tiere stehen in den meisten europäischen Ländern unter Naturschutz, so dass sich die Bestände erholen konnten.
Der Singschwan
In Schottland bin ich nur einem einzigen Singschwan begegnet. Er ist hier eigentlich nur Wintergast. Die Vögel erreichen eine Grösse von 145-150cm und sind somit etwas kleiner als die bei uns verbreiteten Höckerschwäne.
Singschwäne sind sehr ruffreudige Vögel und haben ein umfangreiches Stimmrepertoire. Ihrer Ruffreudigkeit haben sie auch ihren Namen zu verdanken. Typisch sind ein tiefer und nasaler Posaunenklang, aber auch Rufe, die an diejenigen der Gänse erinnern.
Auf dem Speiseplan des Singschwans stehen primär Wasserpflanzen – und in geringerem Umfang Insekten, Gräser und Wurzeln.
Das Brutgebiet der Singschwäne erstreckt sich von Island über Skandinavien bis nach Sibirien. Der Weltbestand wird auf 180.000 Vögel geschätzt, wobei 16.000 bis 21.000 auf europäischem Gebiet brüten.
Der Eissturmvogel
Der Eissturmvogel ist im Norden des Atlantik und des Pazifik verbreitet und nistet auf Felseninseln und entlang von Steilküsten. Er gehört der Familie der Sturmvögel an und ist der einzige Möwensturmvogel nördlich des Äquators, der die meiste Zeit auf dem offenen Meer verbringt.
Eissturmvogel-Brutpaar: Das Reiben der Schnäbel gehört zum typischen Verhalten am Brutplatz.
Eissturmvögel ernähren sich von Krill, Fischen, Schnecken, Krebsen, Kopffüßern, Mollusken und Quallen. Seit dem Aufkommen der Walfangindustrie und später der Fischfangindustrie, wurde aber auch der wieder ins Meer geworfene Abfall dieser Industriezweige zur wichtigen Nahrungsquelle.
Dank dieser neuartigen Nahrungsquellen ist die Weltpopulation des Eissturmvogels seit geraumer Zeit ansteigend. Derzeit wird sie auf rund 1.000.000 Tiere beziffert. Ausserdem haben sich die Vögel mittlerweile auch in südlicheren Regionen ausgebreitet und kommen beispielsweise in Helgoland vor.
Die Grosse Raubmöwe (Skua)
Die Grosse Raubmöwe, auch Skua genannt, ist der grösste Vertreter der Gattung der Raubmöwen. Der 51-56cm grosse Vogel hat eine Flügelspannweite von 125-140cm. Die Grosse Raubmöwe hält sich die meiste Zeit ihres Lebens in küstennahen Gewässern, an Stränden oder an der Küste auf.
Raubmöwen brüten in Grasmulden in der Nähe grosser Vogelkolonien. Die Vögel ernähren sich überwiegend von Fisch, aber auch von kleineren Vögeln. In Island habe ich etwa beobachtet, wie der Papageitaucher der Grossen Raubmöwe zum Opfer gefallen ist. Ausserdem beschaffen sich die Raubmöwen Nahrung durch Kleptoparasitismus. Dabei werden andere Vogelarten nach erfolgreicher Jagt, in der Luft solange von den Raubmöwen attackiert, bis sie ihre Beute freigeben.
Auch Wanderer sollten sich während der Brutzeit vor der Grossen Raubmöwe in Acht nehmen: Gerätst Du zu nahe an ihre Gelege, musst Du damit rechnen, selber attackiert zu werden. Da die Vögel den höchsten Punkt deines Körpers angreifen, hilft hier nur noch, Arme, Stativ oder Regenschirm schützend über den Kopf zu halten.
Der weltweite Bestand der Grossen Raubmöwe liegt bei rund 16.000 Brutpaaren. Die meisten Vögel, rund 9.600 Brutpaare, brüten in Grossbritannien, die Restlichen Tiere auf Island und auf den Faröern.
Die Mantelmöwe
Die Mantelmöwe ist die grösste Vertreterin der Familie der Möwen. Sie erreicht eine Körperlänge von 61-78cm und ein Gewicht von 1.5-2kg. Da sie verhältnismässig kurze Flügel hat, beträgt ihre Spannweite jedoch nur 145-165cm. Die Vögel wirken im Flug daher eher kompakt.
Mantelmöwen sind an den Küsten in Nord- und Nordwesteuropa, in Grönland und im nordöstlichen Nordamerika beheimatet. Sie sind vorwiegend an die Küste gebunden und nisten dort an möglichst unzugänglichen Stellen. Oft besetzen sie hier die höchsten und exponiertesten Stellen.
Wie die meisten Möwenarten sind auch Mantelmöwen sogenannte Omnivoren (Allesfresser). Ihre Nahrung besteht zum grössten Teil aus tierischer Nahrung und Abfällen. Dazu gehören Fische, Krustentiere und viele weitere Meeresbewohner. Aber auch Vögel, Eier sowie Säugetiere bis zur Grösse von jungen Lämmern stehen auf dem Speiseplan. Auch kann man immer wieder beobachten, wie andere Vögel von den Mantelmöwen so lange attackiert werden, bis sie ihre eigene Beute herausgeben (Kleptoparasitismus).
Der Weltbestand der Mantelmöwen wird auf 540.000–750.000 Tiere geschätzt, wovon ca. 17.500 in Grossbritannien Zuhause sind. Die Bestände der Mantelmöwen sind im Laufe des 20. Jahrhunderts stark angestiegen, was auf das zunehmende Futterangebot aus Müllkippen und Fischereianlagen zurückgeführt wird.
Die Feldlerche
Bist Du im Frühjahr unterwegs, ist die Feldlerche aufgrund ihres Gesangs einer der auffälligsten Vögel Schottlands. Überall wirst Du hier Zeuge davon, wie sich der Vogel endlos trällernd in die Luft schraubt. Die offene und häufig baumlose Landschaft bietet den Lerchen reichlich Lebensraum. Sie sind auf Schaf – und – Kuhweiden, sowei auf Ödland und nicht allzu feuchten Moorarealen Zuhause.
Als Bodenbrüter legen die Vögel ihre Nester in gut versteckten, selbst gegrabenen Mulden an, die von 15-25cm hoher Vegetation umgeben sind. 2-6 Eier werden während 7-12 Tagen bebrütet. Nach dem Schlüpfen werden die Nestlinge fünf Tage lang von der Mutter gehudert und danach von beiden Eltern gefüttert. Nach 30 Tagen sind die Jungen selbständig.
Der charakteristische und pausenlose Gesang wird von den Männchen überwiegend im Singflug vorgetragen. Sie markieren mit dem Gesang ihr Revier.
Obwohl der europäische Bestand der Feldlerchen auf 40-80Mio Brutpaare geschätzt wird, werden sie aufgrund grosser Bestandesrückgänge vielerorts als gefährdet eingestuft.
Die Heidelerche
Ein weiterer unscheinbarer Vogel welcher vor allem durch seinen Gesang auffällt, ist die Heidelerche. Der 13.5-15cm lange Vogel findet in den vielen baumlosen Regionen Schottlands reichlich Lebensraum. Wie die Feldlerche, bevorzugt auch die Heidelerche offene Landschaften.
Auch sie trägt ihren melodischen Gesang bevorzugt im Singflug vor – und seltener, dann kürzer, auch vom Boden oder von der Sitzwarte aus.
Auch wenn die Bestände der Heidelerche vielerorts rückläufig sind, ist diese Art global nicht gefährdet. Die Heidelerche besitzt ein grosses Verbreitungsgebiet und alleine in Europa wird der Bestand auf 2,5–6,5 Millionen Individuen geschätzt.
Die Singdrossel
Unablässig trägt die Singdrossel im Frühjahr ihren Gesang von erhöhter Sitzwarte vor. Der auffällige Gesang, der aus zwei bis dreimal repetierten, voneinander deutlich abgesetzten Elementen besteht in die auch Triller eingestreut werden, wird bis 50 Minuten lang am Stück vorgetragen. Als Spötter baut die Singdrossel oft auch Elemente anderer Vögel in ihren Gesang ein.
Der 20-22cm lange graubraune Vogel mit dem schwarzbraun gemusterten weissen Bauch, ist in Schottland ein Standvogel. Obwohl er gerne in Wäldern lebt, begnügt er sich in Schottland oft auch mit Hecken oder Straucharealen. Als Sitzwarte adaptiert er gerne auch mal einen Zaunpfahl.
Als Nahrung dienen der Singdrossel Regenwürmer, Insekten, Schnecken und Beeren. Die Singdrossel jagt vom Boden aus.
Die Singdrossel ist in Europa ein häufiger Vogel. Der europäische Bestand wird auf 20.000.000-36.000.000 Brutpaare geschätzt.
Der Steinschmätzer
Auch der 14.5-15.5cm lange Steinschmätzer ist in Schottland ein häufiger Brutvogel. Er lebt bevorzugt in offenem und steinigem Gelände das hier reichlich vorhanden ist.
Die Nester werden Napfförmig in Steinhaufen oder Felsspalten angelegt. Dabei werden während 14 Tagen fünf bis sechs Eier ausgebrütet. Die Nestlinge werden von den Eltern weitere 15 Tage gefüttert.
Trotz ihrer Grösse können Steinschmätzer als Langstreckenzieher grosse Distanzen zurücklegen. So fliegen Brutvögel aus Grönland etwa, im 3000 Kilometer langen Direktflug zu den Iberischen Halbinseln.
In Europa wird der Brutbestand der Steinschmätzer auf 4.6 – 13 Millionen Brutpaare geschätzt. In Deutschland ist der Vogel jedoch vom Aussterben bedroht.
Das Rotkehlchen
Das neugierige Rotkehlchen fehlt auch in Schottland kaum in einem Garten oder Park mit dichtem Baumbestand oder Hecken. Der rundliche, winzige Vogel wird 13.5-14cm lang und hat eine Flügelspannweite von 20-22cm. Er wiegt lediglich 15-18 Gramm.
Das Rotkehlchen hat einen äusserst variablen Gesang. 275 sich fortlaufend ändernde Motive sind nachgewiesen. Er wird meist aus erhöhter Sitzwarte vorgetragen.
Das Rotkehlchen ernährt sich von Insekten, Spinnen und kleinen Regenwürmern. Ergänzend werden auch Früchte und Samen gesammelt. Es lebt in Auen-, Laub-, Misch- und Nadelwäldern, sowie in Hecken, im Gebüsch und im Unterholz.
In das Napfförmige, gut vor Regen geschützte Nest das in Halbhöhlen, Bodenvertiefungen, Wurzelwerken und weiteren Verstecken angelegt wird, werden rund sechs Eier gelegt. Die blinden Jungen schlüpfen bereits nach vier bis sechs Stunden und werden anschliessend vier Tage gehudert und weitere 12-15 Tage gefüttert.
Rotkehlchen besitzen ein riesiges, 10.200.000 km² grosses Verbreitungsgebiet. Der europäische Brutpaarbestand wird auf 43.000.000 Paare geschätzt.
Der Baumpieper
Der Baumpieper gehört zur Familie der Stelzen und Pieper. Der unauffällige Vogel wird rund 14-16cm lang und hat eine Flügelspannweite von 25-27cm. In Schottland haben wir den Vogel sowohl auf niedrigen Bäumen, als auch in der offenen Tundra gesehen.
Auffällig ist der Baumpieper vor allem während seines Singflugs. Ähnlich wie die Lerchenarten, Steigt das Männchen steil in die Luft und stimmt kurz vor Erreichen des höchsten Punktes seinen Gesang an, den es im Gleitflug mit fallschirmartig ausgebreiteten Flügeln fortsetzt.
Der Baumpieper besitzt ein riesiges Brutareal von rund 14.000.0000 km² und ist deshalb nicht gefährdet. Der europäische Bestand beziffert sich auf rund 27-42 Millionen Brutpaaren.
Der Strandpieper
Auch der Strandpieper gehört der Familie der Stelzen und Pieper an. Er ist mit ca. 16.5cm etwas grösser als der Baumpieper. Seine Flügelspannweite beträgt 23-28cm. In Schottland ist der Strandpieper ein verbreiteter Standvogel.
Der Strandpieper lebt in felsigen Küstenarealen. Er ernährt sich von Tangfliegen, Springschwänzen, Larven, Muscheln und kleinen Schnecken, sowie von Samen. Seine Eier legt er in Napfförmige Nester die er in Höhlungen, auf Felsen oder Klippen anlegt. Die 3-6 Eier werden von der Mutter anschliessend während zwei Wochen ausgebrütet und die Jungvögel während weiterer 15 Tage gefüttert.
Der Weltweite Bestand der Strandpieper wird auf 230.000 bis 580.000 Individuen geschätzt.
Die Schleiereule
Absolut lautlos und wie ein Gespenst gleitet sie durch die Nacht, die Schleiereule. Wer die weisse Eule jemals beim Jagen beobachten konnte, wird sie wohl nicht so schnell vergessen. In geringer Höhe, manchmal nur wenige Meter über dem Erdboden, zieht sie ihre Bahnen und gleitet entlang von Steinmauern und Hecken über das Gelände.
Die nachtaktive Schleiereule bekommt man erst in der späten Dämmerung zu Gesicht.
Auf der Halbinsel Coigach hatten wir das Glück, dass die Schleiereulen im Schopf gegenüber unserem Cottage ein Gelege hatten. Unsere Vermieter, welche grosses Interesse an der Natur haben, machten uns glücklicherweise auf die Schleiereulen aufmerksam. „Eigentlich wollte ich hier einen Yogaraum einrichten“, erzählte die Vermieterin. Jetzt aber, seit sie wisse, dass hier Schleiereulen Zuhause seien, habe sie es sich anders überlegt.
Die 33-35cm grossen Vögel erreichen eine Spannweite von 85-95cm. Ihr herzförmiges flaches Gesicht mit den schlitzförmigen, schwarzen Augen ist charakteristisch für die Art und hilft ihr auch bei der akustischen Ortung ihrer Beute.
Auf ihrem Speiseplan stehen vorwiegend kleine Säugetiere wie Mäuse, Kaninchen oder Hermeline, aber auch Fledermäuse, Vögel und Reptilien werden gejagt. Auf Coigach ist das Nahrungsangebot durch die überaus zahlreichen Wildkaninchen sicher ideal. Die Schleiereule jagt ihre Beute normalerweise ausschliesslich nachts. Nur in Ausnahmefällen, wenn das Nahrungsangebot knapp ist und die Aufzucht der Jungen es verlangt, wird auch tagsüber gejagt.
Natürliche Brutplätze wie Höhlen sind in Europa die Ausnahme. Die meisten Vögel brüten in Scheunen, Kirchtürmen oder Ruinen. Gerade der Umbau von Kirchtürmen hat in Mitteleuropa in der Vergangenheit zu einem Bestandesrückgang geführt. In der Neuzeit wurden deshalb viele Kirchtürme wieder Schleiereulentauglich rückgebaut.
Der europäische Bestand der Schleiereule liegt zwischen 110.000 und 220.000 Brutpaaren.
Möchtest Du mehr über die grossartige Natur Schottlands erfahren? In diesem Beitrag findest Du alles Wichtige über die Sehenswürdigkeiten und Reiseziele dieses Landes.
Hoi Adrian – ich habe mich sehr über das Vogel-Portrait des Rotkelchens gefreut. Es ist ja auch bei uns heimisch;-) Es ist mein absoluter Lieblingsvogel.Einerseits wegen des Aussehens: rundes Köpfchen, hohe Stirn, schwarze Knopfaugen und ein etwas pummeliger Körper. Andererseits hat mich der Gesang des Rotkehlchens schon immer fasziniert.